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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0322
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VERGLEICHUNG D. LUTHERS

317

der gegenwertigkeyt des heyligen geysts, dadurch ich aber erkennet
hab, das der heylig geyst besonders ob Christo sey. Mein gesicht hat
nur s die gestalt t der tauben, aber mein gemüt hat auch den heyligen
geyst zugegen gesehen. Wenn man nun wolte auch also reden lassen
5 vom leib Christi, möchtens die unsern wol leiden, wiewol Paulus, da
er vom essen redet, nur u brot nennet 63. Alsdenn aber würde es den
verstandt haben: Der leib Christi würdt mündtlich gessen, das ist, das
brot, des leibs Sacrament, würdt leiplich v gessen. Wenn man also reden
und die sach verstehn wil, so seind wir ye eyns. Alleyn würt gebüren,

10 das man die tropischen und deshalb tuncklere reden mit den eynfaltigen
und natürlichen verkläre; als so ich sagte: Ich hab heut den | leib Christi
mit den zenen zerbissen, das würde eym eynfeltigen, der alsbald ge-
denckt: Der leib Christi ist nun w unleidlich, wie mag er zerbissen werden ?
anstössig sein. So er mich denn fragete: Lieber, wie hastu den leib Christi B 3 a
15 zerbissen? müste ich ye antworten: Ich hab das brot zerbissen, das sein
leib genennt würt, von wegen das es des leibs Sacrament ist. Solte aber
derselbig nit denn bildlich zu mir sagen: Was sol man also räthers 64 rede
brauchen in den dingen? Warumb redestu nit als mere wie Paulus:

Ich hab des Herren brot zerbissen ?

20 Seb.: Der Herr nennet es selb leib. Warumb solt es dann nit recht sein ?

Arb.: Es ist recht. Wer auch besser geredt, dann so er gsagt hette,
es ist meins leibs Sacrament, dann damit hat er krefftiger und beweglicher
die zusag, seinen leib uns zu erlösung zu schencken, eingebildet, auch
was sein leib uns seie x, nemlich eyn speiß zum y ewigen leben, desto
25 bas erkläret. Dieweil es aber eyn tropische red gewesen, wie nun z
Luther und die seinen selb bekennen, und die meynung gar nit mag
haben, das das brot der leib Christi selbs natürlich oder persönlich ge-
wesen were, so würdt sichs gar nitt reymen, das man alles, das dem leib
Christi zugebe, das dem brot billich zugeben würdt. Man verdewet 65
30 auch das brot. Solte ich darumb das auch dem leib Christi zugeben ?

Paulus hat die wort des Herrn auch verstanden und gewißt, wie groß
die eynigheyt a zwischen dem brot und leib Christi sey und was red inen
gemeyn sein mögen, noch sagt er: So | offt ir von dem brot essenb und nit B 3 b
von dem leib, wer das brot isset und nit den leib etc. [I Cor 11,26f.].

35 Also solten wir auch reden. Darumb ist der Bapst Nicolaus nit also zu
verteydigen c66, dann man zertruckt und reibt mit zenen das brot und

s) nur B. - t) gstalt B. - u) nur B. - v) leiblich B. - w) nu B. - x) sey B. -
y) zum B. - z) nu B. - a) eynigkeyt B. - b) esset B. - c) vertädigen B.

63. Vgl. I Cor 10,16. 64. Rätsel. 65. Verdauen.

66. Anspielung auf WA 26, 442, 39-443, 7, wo Luther auf die Confessio Berengars
von Tours hinweist, die im Papst Nikolaus II. 1059 auf der Synode zu Rom abge-
zwungen hat (s. WA 26, 443, Anm. 1.).
 
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