Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0323
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
318

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

nit den warhafftigen leib Christi (er ist unleidlich) man wölle d dann
mißbreuchlich reden; wie dann solicher tropus auch vom Augustino
genennet würdt de doctrina Christiana, lib. 3, Ca. 16 67, da er eben das
fleysch Christi essen zu eynem exempel setzt eyner rede, die da müsse
figurlich und tropisch verstanden werden, nemlich das sie so vil gelte,
als des leidens Christi teylhafftig werden und eindenck sein. Dann sonst,
sagt er, würden wir eyn sünd und ubelthat geheyssen, da Christus
heysset sein fleysch essene. Aber das der leib Christi warhafftig im
Abentmal da sey, das bekennen wir gern. Dann wo nur zween oder drey
versandet sind f im namen des Herrn, da ist er mitten under inen 68.

Seb.: Ich weyß schier nicht, was ich sagen sol. Ich kan wol vermercken,
das wir nit so weit von eynander weren, wo wir eynander recht ver-
stünden. Ists aber nichts zu erbarmen, das solicher h mißverstand und
zweyungen sich begeben sollen under denen, die doch zu allen seiten
begeren, die ehr Christi zu fürdern ? Ich hab ewere Prediger nu i in fier
jaren etwan offt gehörtj, deßgleichen andere auch, die ewer meynung
seindk. Ich kan zwar nit anders sagen, dann das sie die Christliche lere
getrewlich füren. Das hat nun D. Luther, wie du weyßt, auch also lang
B 4 a mit grossem ernst ge-|triben. Was sol doch ein gut eynfeltig mensch
gedencken? Du sihest, wie D. Luther die eweren wil gehalten haben.
Sind sie nun l nit weiter von seiner meynung, wie ichs nu auß deiner
rede und des Luthers worten selb bekennen muß, ists wol zu erbarmen,
das er sie also gar dem teuffel gibt 69.

Arb.: Also wils Gott haben. Also wil er uns von allen menschen auff
sein eynigs wort treiben. Also müssen die bewerten geoffenbart und die
verworffnen zu irem verderben geursacht werden. Weh aber nit dest-
weniger dem, der ärgernüß gibt 70.

3 Wie verstanden werden sol, so man sagt, das brot sey der leib

Christi leiplich m, und der leib Christi möge zumal mehr dan an

eynem ort sein.

Nun aber, das ich dirs bas anzeyg, woher ichs gäntzlich darfür halte,
das D. Luther gleicher meynung mit den unsern sey. Und ob er schon
leiplichn pflegt hynzuzusetzen, das Christus nitt hat hinzugesetzt, so

d) wöll B. - e) sen A. - f) seind B. - g) nit B. - h) solcher B. - i) nun B. -
j) gehört A. - k) sind B. - l) nu B. - m) leiblich B. - n) leiblich B.

67. Vgl. MSL 34, 74-75.

68. Vgl. Mt 18,20.

69. B. denkt hier an den Satz Luthers im Antwortschreiben an Gregor Casel aus
Straßburg vom 5. 11. 1525: Summa, alter utros oportet esse Sathanae ministros, vel
ipsos, vel nos. Vgl. WA Br 3, 605, 42-43.

70. Vgl. Mt 18,7.

5

10

15

20

25

30
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften