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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0327
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

dem vatter bey den seinen wonet durch seinen geyst und krafft. Dise
weiß leret uns die schrifft 84. Das er aber leiblich mehr dan an eym ort
zumal sey, hat die schrifft nienen. Darumb so in die jünger haben sehen
gen hymel faren, und die Engel gesagt, also wie in die Jünger haben
gesehen hynfaren, werde er widerkommen 85, und Paulus, doq er eben
vom Nachtmal redet, sagt: ir verkünden den tod des Herrn, biß er kompt
[I Cor 11,26]. Wöllen wir dise schrifft lassen war sein und sie schlecht,
wie sie ligen, verstehn, als wir sollen, so müssen wir dem leib Christi
eyn hymelisch ort, darin er leiblich sey, zugeben, das Augustinus vest
zu glauben den Dardanum ermanet 86, wie es also alle heyligen ye und
ye gehalten haben, und nit, das er an eynem irdischen ort leiblich sey,
ich geschwig an vilen und das zugleich.

Sebolt: Ey, nit also, mein Arbogast. Gott ist allmechtig, vermag
mehr, dann die vernunfft fassen möge.

Arb.: Dowider redet niemand, lieber Seboldt. Das glauben und be-
kennen mir auch. Ich muß aber von Christo halten und reden, noch r
dem mich die schrifft leret, nit noch dem, das Got möglich ist. Er hette
in auch wol künden machen, das er von anfang unleidlich wer gewesen.
Solt ich darumb sagen, es were also geschehen, so redte ich wider Gott
und sein wort.

Seb.: Wolan, so ist dennoch das auch sein wort, do er sprach: das
ist mein leib etc., und muß war sein.

Arbo.: Verflucht sey, der es nit war bekennet.

Seb.: Ey, | so muß auch der leib Christi im Nachtmal leiblich
sein.

Arb.: Das leiblich s setzen ihr hynzu. Der Herr hat schlecht gesagt:
das ist mein leib, und nit gesagt leiblich.

Seb.: Es ist aber vor sich selb. Wie kan das brot der leib Christi sein
und nit leiblicht sein ? Kan auch etwas eyn leib sein und doch nit leib-
lich ?

Arb.: Sagt nit der Herr zum Simon: du bist eyn fels [Mt 16,18] und von
ihm selb: Ich bin eyn warer weinstock [Jo 15,1]? Nun sindt die alle (Simon,
Fels, Christus, weinstock) eytel leib, noch versteht man dise zwo reden
nit leiblich. Dazu gedenck, das der Luther 87 das brot und den leib
Christi nit mehr dan Sacramentlich eyns machet und bekennet, das vil
weisen sein, da eyns das ander sey; schiltet uns, als ob wir nur auff der u
eynen stünden. So gib mir nun richtig antwort, lieber Seboldt. Du be-

q) da B. - r) nach B. — s) leiplich B. -t) leiplich B. - u) dem B.

84. Vgl. Ro 8,9 und 11.

85. Vgl. Act 1,10f.

86. Vgl. Augustin, Ep. CLXXXVI1, 41; MPL 33, 848.

87. Vgl. WA 26, 442; 331f.
 
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