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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0340
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VERGLEICHUNG D. LUTHERS

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leibliche a weiß eingeschlossen. Als dann die accidentia, das ist die ding,
so nit das wesen eyns dings sind und im doch anhangen, fürnemlich
die grosse und gestalt, mit eingeschlossen werden, so man von beson-
dern und gezeygten substantzen redet, welche die Sophisten individua
5 nennen. Das wörtlin quod >der< oder > welcher < gadt eygentlich eben
darauff, darauffdas wörtlin >mein<. Nun das hat auff den eynigen leib
Christi, der dazumal under den Jüngeren b sassze, gedeutet c: derselbig
war nun d in seiner leiblichen e, sichtbarlichen grösße, in deren er ge-
litten hat. Darum sol man die wort: Das ist mein leib, der für euch geben
10 wirt [Lc 22,19] al soverstehn, das der Herr gewöllt habe, das das brodt
leiblich f sein leib gewesen sey. So muß es warlich eben der leib sein
gesin, der da zugegen war, darauff das wörtlin >mein< gieng. Das wirt
dann nach art aller red der sichtbarlich leiblichg leib gewesen sein, wie
das wörtlin >mein< und >der< anzeyget. Wenn ich sagte: Syhe, das |ist C 8 b
15 mein son, der für euch bezalen sol. Mit diser zeygenden red wirt yeder-
man verstehn: Nit alleyn mein son, sonder eben in der gestalt und
wesen, wie er dann ist, so ich auff in zeygte. Als von Luthers Schult-
heissen zu sagen, wenn ich zeygt und sprech: Das ist der Schultheiß,
der gericht halten wirt. Darauß folget wol nit, das er eben in den hoßen
20 müste richten, die er auff das mal anhette, darumb das solche zum
gericht nit nötig erfordert werden, aber so er nit kan anders dann sicht-
barlich richten, so wirt mit solcher red dannocht h das gesagt, das er
sichtbarlich, wie er ist, richten wirt, und eben der syn i, den man zeyget
und sagt: Das ist der Schultheiß, der richten wirdt. Aber was darff es
25 wort? Wann ich sag: Sehe da, das sind die hundert gülden 135, die ich
dir schencke, wer wil da etwas anders verstehnj dann die hundert gülden
eben in der gestalt und form, wie sie dargereycht und geschenckt
werden, so anders die red keyn tropus sein sol?

Darumb ists noch eyn unauffgelöset argument, so man also schleußt:

30 Der Herr sagt, das brodt sey der leib, den er für seine Jünger geben hat,
derselbig ist nun sein sichtbarlich und entpfindtlicher leib, also ist er ye
für uns hyngeben. Darumb wil man die wort :Das ist mein leib, der für
euch geben wirt [Lc 22,19] schlecht leiblich verstehn und sagen, das brodt
sey der leib Christi leiblich, so muß das brodt eben der leib Christi
35 leiblich k sein, wie er gecreutziget worden ist, also sichtbarlich und ent-

pfindtlich. Der Herr kan ye nit triegen. | Wie ers redet, so muß es sein. D 1 a
Er sagt: das ist mein leib und hencket dran: der für euch geben wirt. Damit
er ye anzeyget, was er für eyn leib meynet. Nun ist aber das nit also

a) leipliche B. - b) Jüngero B. - c) gedeuttet B. - d) nu B. - e) leiplichen B. -
f) leiplich B. - g) leiplich B. — h) dannoch B. — i) sein B. — j) verstehen B. —
k) liblich A.

135. Vgl. WA 26, 444.
 
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