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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0359
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

saget: täuffen sye n im namen des Vatters, Sons und des heyligen Geystes o
[Mt 28,19]. Oder da Paulus sagt: Ich bin nitp gesandt zu täuffen 213?
Johannis am vi. [55] redet der Herr stetigs tropisch, da er sein fleysch
eyn speiß nennet. Noch wil er Luther, das er gleich drauff in derselbigen
red fleysch für fleyschlichen verstandt neme 214. Aber was sol man sagen 5
E 6 b alles, das Doctor Luther | von denq tropis redet und so trotzlich ver-
meynet, es hab keyn sprach eyn solchen tropum, wie die unsern sagen,
das in disen worten sein solle: das ist mein leib etc. mag eym yeden ver-
stendigen ablenen diß eynig exempel, so eyner von des grossen Keyser
Carolus bild sagte: Syhe, das ist der grosse Keyser Carolus, der den 10
Bapst und seine satzungen allenthalb in teutschen und weltschen r landen
auffbracht hat. Des Carolus Son gewesen ist Ludovicus s, den sein eygne
sün fiengen; und redet als fürt von dem Keyser Carolo on tropus, were
darumb nit eyn tropus, da ich das bildet hett Carolum selb u genennet,
das doch nur v des Carols bilde ist? Lieber Herr Gott, es ligt gar vil 15
daran, wie eyner, der redet, geachtet ist. Ist er weiß und klug geachtet,
so muß sein red w offt eytel weißheyt sein. Redets eyn ander, man lachte
etwan. Nun, das wir nit ab der ban kommen: Dabey bleibts, wie Doct.
Luther Christum gegenwertig leret, nämlich Sacramentlich, also lerents
auch die unsern. Das hast du x nun gnug erkant. Ists also ? 20

Seboldt: Ja. Alleyn das yttelt 215 mich, das Doctor Luther das >leib-
lich< nitdestweniger als hynzusetzet. Wiewol ich doch auch auß seinem
darthun und exempeln wol mercken kan, das er dasselbig >leiblich< nit
so grob versteht als der gemeyny hauff und auff die weiß, wie es die
ewern z widergefochten haben. So weyß ich auch die leibliche unbe- 25
greiffliche weiß, so er setzet, nicht zu verfechten. Dann wo man von
E7a leiblichen dingen re-|det, das sie etwar leiblich a seien, so versteht man
dasselbig nit anders dann begreiflicher weiß, wie wir yetz bey eynander
sind. So syhe ich auch wol, das nienen geschriben steht, das Christus
im grabsteyn oder thüren leiblich b und doch unbegreifflich gewesen sey. 30
Auß dem allem ich anders nit vermercken kan, dann das D. Luther und
die ewern, sovil die gegenwertigkeyt Christi im abentdmal belanget, am
fürnemsten eyns und nur in worten, mit denen sie ir meynung darthun,
sampt außlegung etlicher sprüch mißhellig sind. Doch, wie ich gesagt c
hab, der handel ist Göttlich. Ich wil alles wol bedencken, die anzogenen 35

n) sey AB. — o) Geysts B. — p) nicht B. — q) der AB. — r) welischen B. - s) Lu-
dowicus B. — t) bild B. - u) selbst B. — v) nur B. — w) rede B. — x) hastu B.—
y) gmeyn B. - z) eüwern B. — a) leiplich B. — b) leiplich B. — c) gsagt B.

213. Vgl. I Cor 1,17.

214. Vgl. WA 26, 364, 20—24; 377, 21-22.

215. itel (Adverb) = eitel, lauter, vgl. Martin-Lienhardl, S. 62; iteln = leer machen.
Vgl. Lexer I, 1462, heute als Verb nur noch in vereiteln.
 
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