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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0363
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358 SCHRIFTEN DER JAHRE 1524- 1528

Arbo.: Das thun sie auch. Auff das aber die sach dest herrlicher
werde fürbildet und hertzlicher angenomen, nachdem sy haben erzelet,
wie man des Nachtmals sich brauchen solle, sagen sie: Nun hörendt
auß den heyligen Evangelisten, wie der Herr sein Nachtmal gehalten
und zu halten befolhen hab. Darauff erzelen sie beyde, der Evangelisten
F 1 b und des | Herrn wort 230.

Seb.: Dörfftenr sie aber auch das nachtmal on solche wort halten?

Arbo.: Zweyfelstu dran ? Hat uns der Herr an buchstaben und sillaben
gebunden, so wöllen wir die wort Hebreisch sprechen, wie er sie ge-
sprochen hat. Wenn glaubigen im namen Christi zusamenkämen,
brechen das brot und teylten under sich den kelch, verkündten und
preysen s seinen tod, hetten die nit Christum mitten under ihnen und
hielten warlich sein abentmal, ob sie gleich nichtt eben die wort, wie
sie der Herr gesprochen, widerholeten ? Daran ligts u ye, das man des
tods Christi erinnert werde, glaube und bedencke sich, das wir durch
denselben erlöset sindt v. Wo das geschicht, hat man Christum warlich
in w mitten, isset warlich sein fleysch, trincketxwarlich sein blut, hat
rechte gemeinschafft seins tischs. Isset auch yetz nit eytel brot und
wein sonder das brot und den Kelch des Herrn. Dann y ist das Brot und
der wein rechte Sacrament, warhafftige zeychen und vorbildung, dann
das hertze geystlichen und warlichen des ergetzet würt, das die wort
und zeychen leiblich vorbilden und fürtragen. Aber es sey, das man
müsse im nachtmal eben dise wort und sillaben 231 erzelen, das doch so
wenig sein mag, als das man Christum an andre z Element und Buch-
staben binden wolte; das reich Gottes ist im geyst, nicht in buchstaben.
Noch a so besihe doch dise wort und sag, zu wem hat er sie geredt?

Seboldt: Zu seinen Jüngern.

F2a Arbogast: Wen haltestu b | für Jüngern des Herrn?

Seboldt: Die ihm glauben. Dann er sagt: Wer nit allen dingen umb
seines namens willen widersage, möge c nit sein Jünger sein 232.

Arbogast: Nun d sindt die glaubigen nur e jünger Christi. Und hat er
dise wort nur zun Jüngern geredt, was gehn sie dann die ungläubigen
an ? Wie darff dann Luther solche speiß den Gottlosen gemeyn machen ?

Seb.: Ey, Judas ist auch beym Nachtmal gewesen.

Arbogast: Gehn ihn aber auch dise wort an f: der für euch hyngeben

r) Dörffen B. — s) preiseten B. — t) nit B. — u) ligt B. — v) seind B. - w) war-
lich Christum in B. - x) trinckt B. - y) denn B. — z) andere B. - a) fehlt in B. —
b) haltestn A. - c) widersage, der möge B. - d) Nu B. — e) nur A. - f) wort
nit an B.

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230. Vgl. P. Hubert: Die Straßburger liturgischen Ordnungen. 1900. S. nof.

231. Silbe.

232. Vgl. Lc 14,33.
 
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