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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0369
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364

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

liebe entzündet in allen Christlichem leben und liebe gegen dem nechsten
zunemen.

Seb.: Das wer nit übel geschworen, ist auch fast eyns mit ewer
meynung, dieweil sie wöllen, das das brot und der wein nur fürbildungenx
des leibs und bluts Christi seien. Sie keren aber die wort umb 264. 5

Arb.: Der Luther thut in des orts 265, wie auch sonst, unrecht. Sie
kerendts nit um, sonder sagen, der sie umkerete, möchte villeicht die sach
baß verstehn 266. Gelt, du hast dein leben lang gebettet »Vaterunser«?

Seb.: Ja.

Arb.: Nun y, warumb hat dann der Luther das umkeret und sagt: 10
»Unser vatter«?

F 6 a Sebol.: Es laut | baß also im teutschen.

Arb.: Nun z, so haben dise die wort gar nit umkeret sonder anleytung
geben, zum waren verstandt zu kommen durch umbkerung, als wenn
eyner zu verklären dise wort, der felß a war Christus 267, sagte, sie sind 15
als vil, als hätt Paulus gsagt b, Christus was c der felß. Dise monier 268,
etwan die wort im außlegen anders zu ordnen, damit eyn ding dester
heller werde, leret man die kinder in der schul. Zudem thut Luther
disen guten, frommen, gelerten männern gantz unrecht, das sie der
unsern außlegung verwerffen 269. Sie haben auß heller schrifft erkant, 20
das der leib Christi nur durch den glauben gessen und weder zu Brodt
noch yns brodt leiblich d gesetzt werden mag, und das deßhalb das brot
des Herrn nichts dann eyn vorbildung des leibs Christi sein kan. Darauff
haben sie dann dise wort: Das ist mein leib, das ist mein blut, außgelegt
und zu verstehen geben auff die weiß, das sie sich am besten mit denen: 25
Mein fleysch ist warlich eyn speiß, mein blut warlich eyn tranck [Jo 6,55],
vergleichen; wie sie auch eyns sind, alleyn das im Abendtmal die
Sacrament und vorbildungen des brodts und weins hynzugethon sind.
Solche ire e außlegung haben sie alsdann etlichen Christlichen hertzen
zurichten befolhen, doch nitt lassen im truck außgehn 270. Darumb 30
D. Luther gar nicht ursach gehebt, mit so theuren, frommen leuten so
untheologisch f jauffteyding 271 zu treiben.

x) fürbildigung B. — y) Nu B. - z) Nu B. - a) fels B. — b) gesagt B. - c) war B. -
d) leiplich B. — e) jhre B. — f) unthelogisch A.

264. Diese Anschauung hatte Schwenckfeld 1525 in Wittenberg vorgetragen:
Corpus Schwenckfeldiarum II, 244, 249; vgl. WA 26, 433, Anm. 1.

265. Vgl. WA 26, 433, 4-434,2.

266. Vgl. Köhler I, 272; 578; 785.

267. Vgl. I Cor 10,4.

268. Behandlungsart.

269. Vgl. WA 26, 433, 3-4 u.ö. Über die wahre Haltung Schwenckfelds und
Krautwalds zu Zwingli siehe Köhler I, 573ff.; WA 26, 433, Anm. 1.

270. S. Einleitung, S. 301, Anm. 30. 271. Narrenstreich.
 
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