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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
Luther in der Postill am gemelten ort 281: »Das gantz alt Testament hat
nit anders in sich dann Christum, wie er vom Evangelio gepredigt ist.
Darumb sehen wir, wie die Apostolen auß der schrifft zeugniß füren und
beweren damit alles, was von Christo zu predigen und zu glauben ist«.
Diß sind D. Luthers wort. Wenn du der weil hast, liß hie weiter. Were
nun von Christo zu glauben, das er seinen leib leiblich o zu Brodt machete,
so müstep es das alt Testament auch haben. So das nit ist, so ist solches
auch nitt zu glauben.
Seb.: Wie das? Dann Luther hie schreibet 282, keyn artickel des glau-
bens bestande, wenn die regel gelten solte?
Arb.: Wie? Das er imq hie selb entlauffen ist. Man hat auß der pro-
phecey Jacobs und Danielis 283, auch vil andern, gewißlich, das Christus
kommen und eben der Jesus ist, den wir anbetten. Also hat Apollo
die Juden überzeüget r, Act. 18 [28]. So sei es nur s die sendung des hey-
ligen geysts, tauff, vergebung der sünden oder etwas anders, so lerets
die schrifft volkommenlich. Dann was von Christo zu glauben und
predigen ist, sagt Luther selb, wirt alles auß schrifften des alten Testa-
ments bewert t.
Seb.: Ach Gott, behalt uns in deiner forcht und warer demut! Wer
F 7 b hette ge-| dacht, das solichsu D. Luther solte yemer mehr begegnet sein.
Es ist zu grob mit der lieb und warheyt geschimpfftv. Wie haltet es sich
mit den andern gründen der Schlesier?
Ar.: Wie die schrifft w uns leret, so haben sie es darthan 284, das unser
glaube habe x eyn geystlichen anblick, haffte alleyn an Christo Jesu, war
Gott und mensch, der imy hymel zur gerechten des vatters regiert,
suchet weder trost noch hilff in eynigem yrdischem ding. Darumb mag
Christus nit leiplich im brot sein, sonst würde das hertz zum brot ge-
wisen, das wider alle geschrifft und in sonderheyt wider Paulum ist,
da er sagt: Sind ir mit Christo ufferstanden z, so suchet, das droben ist, da
Christus sitzet zur gerechten Gottes [Col 3,17].
Seb.: Was aber auff die Luthers einred 285?
Arb.: Es sind alfantzen 286. Der schlesier grund ist, das der war,
lebenmachend glaub auff den erhöchten Christo durch eyn geystlichen
o) leiplich B. - p) muste B. - q) jhm B. - r) vberzeuget B. - s) nur B. — t) be-
weret B. - u) solchs B. — v) gschimpfft B. — w) gschrifft B. — x) hab B. - y) in B. —
2) aufferstanden B.
281. Vgl. WA 10, I, 1, S. 80, 6—9.
282. Vgl. WA 26, 436, 5.
283. Vgl. I Mos 49,10; Dan 7,9—15.
284. Vgl. Schwenckfeld: Ein anwysunge; Corpus Schwenckfeldiarum III, 9f.
285. »Der dritte grund«, den Luther anführt; WA 26, 436.
286. Gefasel.
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
Luther in der Postill am gemelten ort 281: »Das gantz alt Testament hat
nit anders in sich dann Christum, wie er vom Evangelio gepredigt ist.
Darumb sehen wir, wie die Apostolen auß der schrifft zeugniß füren und
beweren damit alles, was von Christo zu predigen und zu glauben ist«.
Diß sind D. Luthers wort. Wenn du der weil hast, liß hie weiter. Were
nun von Christo zu glauben, das er seinen leib leiblich o zu Brodt machete,
so müstep es das alt Testament auch haben. So das nit ist, so ist solches
auch nitt zu glauben.
Seb.: Wie das? Dann Luther hie schreibet 282, keyn artickel des glau-
bens bestande, wenn die regel gelten solte?
Arb.: Wie? Das er imq hie selb entlauffen ist. Man hat auß der pro-
phecey Jacobs und Danielis 283, auch vil andern, gewißlich, das Christus
kommen und eben der Jesus ist, den wir anbetten. Also hat Apollo
die Juden überzeüget r, Act. 18 [28]. So sei es nur s die sendung des hey-
ligen geysts, tauff, vergebung der sünden oder etwas anders, so lerets
die schrifft volkommenlich. Dann was von Christo zu glauben und
predigen ist, sagt Luther selb, wirt alles auß schrifften des alten Testa-
ments bewert t.
Seb.: Ach Gott, behalt uns in deiner forcht und warer demut! Wer
F 7 b hette ge-| dacht, das solichsu D. Luther solte yemer mehr begegnet sein.
Es ist zu grob mit der lieb und warheyt geschimpfftv. Wie haltet es sich
mit den andern gründen der Schlesier?
Ar.: Wie die schrifft w uns leret, so haben sie es darthan 284, das unser
glaube habe x eyn geystlichen anblick, haffte alleyn an Christo Jesu, war
Gott und mensch, der imy hymel zur gerechten des vatters regiert,
suchet weder trost noch hilff in eynigem yrdischem ding. Darumb mag
Christus nit leiplich im brot sein, sonst würde das hertz zum brot ge-
wisen, das wider alle geschrifft und in sonderheyt wider Paulum ist,
da er sagt: Sind ir mit Christo ufferstanden z, so suchet, das droben ist, da
Christus sitzet zur gerechten Gottes [Col 3,17].
Seb.: Was aber auff die Luthers einred 285?
Arb.: Es sind alfantzen 286. Der schlesier grund ist, das der war,
lebenmachend glaub auff den erhöchten Christo durch eyn geystlichen
o) leiplich B. - p) muste B. - q) jhm B. - r) vberzeuget B. - s) nur B. — t) be-
weret B. - u) solchs B. — v) gschimpfft B. — w) gschrifft B. — x) hab B. - y) in B. —
2) aufferstanden B.
281. Vgl. WA 10, I, 1, S. 80, 6—9.
282. Vgl. WA 26, 436, 5.
283. Vgl. I Mos 49,10; Dan 7,9—15.
284. Vgl. Schwenckfeld: Ein anwysunge; Corpus Schwenckfeldiarum III, 9f.
285. »Der dritte grund«, den Luther anführt; WA 26, 436.
286. Gefasel.
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