Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0382
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VERGLEICHUNG D. LUTHERS

377

Seb.: Neyn, [sage] ich! Wir sind so geneygt zur abgöttery, wenn gleich
die schrifft nit so hefftig und klar bilder haben, die in gefär der vererung
stond, verbötte, so drünge doch das gebott der liebe, das dann erfordert,
das man alle ding zur besserung anrichte, das bilder auß der kirchen
5 nit gestürmet, aber durch ordentlich oberkeyten würden abgethan. Man
hat ye leyder wol erfaren, das die bilder fast schädlich wie allweg gewesen
sind.

Arb.: Nun m, mein Sebolt, dieweil du dise zwey stück anders weder
Doc. Luther glaubst, so schreibt er, es sey n unrecht und vom teuffel
10 eingeben.

Seb.: Daran irret er, das weyß ich. Er thut doch der bilder halb kein
ander ursach dar, dann er halte es nit mit den bilderstürmern 343. Mit
denen halte ichs zwar auch nit. Was aber eyn oberkeyt nach o dem wort
gots thut, das heyßt nit | gestürmet. H 3 b

15 Arb.: Was haltestu von dem greulichen lestern, schentzlen 344, ver-
dammen und alfentzischem 345, auch an vil orten offentlich unworhaffti-
gemp dargeben und der lere und argument seiner widersecher, des sich
der man q in disem und ettlichen andern Buchern geflissen hat?

Sebolt: Ich halt, das es eyn schwere versuchung und anfechtung ist.

20 Dann die Waldenser 346 (die doch eben der meynung sindt wie ihr und
sunst in mehr stücken mißhellen) hat er selb bitten lassen, sie wöllen
sich gegen ihm und den seinen nit feyndtlich stellen noch sie nit gegen
ihnen, sonder bruderlich r undereynander eyn teyl den andern berichten,
also solte er ye auch gegen den euwern gesynnet sein, dieweil sie doch
25 Christum (wie er) predigen.

Arb.: Wolan, dieweil du das erkennest, das er dieser s stück halb in
schwerer anfechtung ist, so gedenck, das er auch des Sacraments halb
in schwerer anfechtung sein mag, und das Gott die seinen und auch in
selb durch solche anfechtung probieren 347 wil und leren, das wir uns
30 alleyn an unsern eynigen lermeyster Christum halten und wissen, das
alles fleisch nichts ist. Gott hat uns vil und grosse ding durch in gethan.

Damit wir aber in nit zu hoch hielten, laßt er in yetz u auch ein grossen
anstosse geben. Dann was meinstu, das solche seine trennung, die er
anricht, solch greulich verdammen 348 also theurer diener christi, wie

m) Nnu A. — n) sie A. — o) noch A. - p) unwarhafftigem B. - q) mann B. -
r) brüderlich B. — s) diser B. — t) Gott B. — u) yetzt B.

343. Vgl. WA 26, 509, 12.

344. Verspotten.

345. Lächerlich machen.

346. Vgl. WA 11, 431, 27—432,4.

347. Prüfen, versuchen.

348. Vgl. Köhler I, S. 620f.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften