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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0546
MESSGUTACHTEN
541
hoch gebessert werden mögen. Von dieser zyt mag aber nichts sats be-
schlossen werden, man wüste dan vor, jn wie vielen kirchen gemelte
ordnung solte gehalten werden.
Solte gemelte ordnung allein jn S. Thoman gehalten werden, als wir
5 vns eigenlich versehen, das sich khein ander Stifft dohyn geben werde,
möcht man die lectionen der heiligen geschriefft, so zun predigern ge-
halten, doselbet hyn verordnen vnd die nachmittag lection Sommerzyt
zu dryen vnd winters zu zweyen halten, so worden weder die andern
lectionen noch die predig jm Munster versumet.
10 Aber den frommen burgern, so bißher der Meß vß vnwissenn oder
von wegen alter beredung angehangen, ist nichts newes an stadt der
Mesß furzugeben, sonder alle mittel sind zugepruchen, das sie frunt-
lichen gewonen vnd zu erkantnuß, zum woren verstandt Christi vnd
gottes forderlichen khommen mogen. Dan was man furter jn gestattet
15 vnd zugibt, das ist jn schedlich vnd verhinderlich am weg der seligkeit,
gemeinem burgerlichem friden zu wider vnd gewisse vrsach wyter
zwischen der burgerschafft zertrennung; gewonheit wurt, g.h., licht
machen, das anfangs sey schwere vnd vntregliche bedacht, wie zu Zurich
vnd Bern beschehen ist, do nach abthuunng der Messen zum verstandt
20 vnd erkhantnuß khommen, die vorhyn hefftig widerstanden vnd mit
grosser beschwerde vom Euangelio vnd warem gottes dienst red gehört
haben, welche vns zum teil bekandt syn. Deßglichen wir auch von
Constentz, Rutlingen vnd andern Stetten, auch etlichen furstenthumben
vernemmen 15. Also haben Ezechias vnd Josias niemants jrthumb ver-
25 schonet 16, sonder eins mals alle hohen vnd grwel 16a sampt abgethon; dan
mit nachgeben der mißpruch wurt nieman gewonnenn. |
Man sol auch nit dorfur haben, das die Tempel vnd kostlichen gots
huser ent vneert 17 vnd darumb Schwein oder schaff stelle zuuerglichen
seyen, das darinn das heilig gottes wort gelert, gepredigt, gebettet vnd
30 von der gemein gottes zu teutsch gesungen wört: dan dazu sind sie
verordnet; was wider got ist, wirt zwar syn widder die eer der genanten
gots huser. Es mag anfangs vilicht seltzam erschynen denen, so allein
den alten mißpruchen bitz her angehangen syn, welchen besser vbung
vnd vorbild besseren verstandt bringen werden. E.g. hatt ein ordnung jn
35 vorgangnem jar den Stifft personen anbotten 17a, zu deren wir antiffen 18,
Lectionen vnd Collecten geordnet haben, doch das do bey ein vßlegung
15. Zur Einführung der Reformation in Konstanz vgl. Schiess I, S. XIIIff.; zu Reut-
lingen vgl. H. Hermelink: Geschichte der evangelischen Kirche in Württemberg von
der Reformation bis zur Gegenwart. 1949. S. 43ff.
16. Vgl. 2 Kö 18,3ff.; 22,3ff.
16a. Greuel.
17. Verunehrt. 17a. Vgl. S. 528ff.
18. Plural von Antiphon.
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hoch gebessert werden mögen. Von dieser zyt mag aber nichts sats be-
schlossen werden, man wüste dan vor, jn wie vielen kirchen gemelte
ordnung solte gehalten werden.
Solte gemelte ordnung allein jn S. Thoman gehalten werden, als wir
5 vns eigenlich versehen, das sich khein ander Stifft dohyn geben werde,
möcht man die lectionen der heiligen geschriefft, so zun predigern ge-
halten, doselbet hyn verordnen vnd die nachmittag lection Sommerzyt
zu dryen vnd winters zu zweyen halten, so worden weder die andern
lectionen noch die predig jm Munster versumet.
10 Aber den frommen burgern, so bißher der Meß vß vnwissenn oder
von wegen alter beredung angehangen, ist nichts newes an stadt der
Mesß furzugeben, sonder alle mittel sind zugepruchen, das sie frunt-
lichen gewonen vnd zu erkantnuß, zum woren verstandt Christi vnd
gottes forderlichen khommen mogen. Dan was man furter jn gestattet
15 vnd zugibt, das ist jn schedlich vnd verhinderlich am weg der seligkeit,
gemeinem burgerlichem friden zu wider vnd gewisse vrsach wyter
zwischen der burgerschafft zertrennung; gewonheit wurt, g.h., licht
machen, das anfangs sey schwere vnd vntregliche bedacht, wie zu Zurich
vnd Bern beschehen ist, do nach abthuunng der Messen zum verstandt
20 vnd erkhantnuß khommen, die vorhyn hefftig widerstanden vnd mit
grosser beschwerde vom Euangelio vnd warem gottes dienst red gehört
haben, welche vns zum teil bekandt syn. Deßglichen wir auch von
Constentz, Rutlingen vnd andern Stetten, auch etlichen furstenthumben
vernemmen 15. Also haben Ezechias vnd Josias niemants jrthumb ver-
25 schonet 16, sonder eins mals alle hohen vnd grwel 16a sampt abgethon; dan
mit nachgeben der mißpruch wurt nieman gewonnenn. |
Man sol auch nit dorfur haben, das die Tempel vnd kostlichen gots
huser ent vneert 17 vnd darumb Schwein oder schaff stelle zuuerglichen
seyen, das darinn das heilig gottes wort gelert, gepredigt, gebettet vnd
30 von der gemein gottes zu teutsch gesungen wört: dan dazu sind sie
verordnet; was wider got ist, wirt zwar syn widder die eer der genanten
gots huser. Es mag anfangs vilicht seltzam erschynen denen, so allein
den alten mißpruchen bitz her angehangen syn, welchen besser vbung
vnd vorbild besseren verstandt bringen werden. E.g. hatt ein ordnung jn
35 vorgangnem jar den Stifft personen anbotten 17a, zu deren wir antiffen 18,
Lectionen vnd Collecten geordnet haben, doch das do bey ein vßlegung
15. Zur Einführung der Reformation in Konstanz vgl. Schiess I, S. XIIIff.; zu Reut-
lingen vgl. H. Hermelink: Geschichte der evangelischen Kirche in Württemberg von
der Reformation bis zur Gegenwart. 1949. S. 43ff.
16. Vgl. 2 Kö 18,3ff.; 22,3ff.
16a. Greuel.
17. Verunehrt. 17a. Vgl. S. 528ff.
18. Plural von Antiphon.