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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0556
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MESSGUTACHTEN

551

ewigen leben gespyßet vnnd getrenckt werden vnd vndereinander eyn
brot vnnd lyb syen, wie wir eyns brots gemeinschaft mit einander haben.

Diß ist alles by den Messen ggar nochgelossen, verschwygen vnd
verdunklet wordeng, man hatte auch do kein communion 34, das ist:

5 gemeinschaft des tischs Christi, gehaltenn, wie doch dyße nit allein
Christus selb vnnd die Apostelen gelert haben, sonder auch gemeinlich
alle Collecten vnnd das gesang noch der Communion gnugsam an-
zeigen; Das Euangelium oder andere leer nymand furgehalten, sonder
allein in frembder sprachen, widder hdie offenbare lere h gottes, durch
10 den h. Paulum geben i35, allerley geleßen, des eyn grosser teyl, nemlich
der Canon, in filen worten, so man die, wie sy gesetzt, verston soll, got
vnnd Christum schwerlich lesteren. Nicht dest weniger ist der gemein
man verwenet 36 worden, es sy kein besser gut werck, dann die Mesß,
darumb nymand nichts gedint hat, drumb zu geben, das dann gebrachtj
15 ist vnnd noch kwurt, nit am nutzlichsten k, wie l am tag ligt. Man was m
auch verwenet, so man Meß gehöret, hab man got schon wol gedienet
vnnd an der fromkeit das furnemest vßgericht. Do neben hat man sich
dann desto farlessiger in waren gots dienst, als hilf desn nechsten vnnd
züchtigung eygens o lybs gehaltenn. Dyß alles ist nun eyn erschrockliche
20 verachtung vnnd schmach gottes vnnd des bitteren tods Jesu Christi,
auch schwere ergernüß der gemeynen | Christen. So dann vß dem
gesatz gottes, der Christlichenp keyßer vnnd naturlichem gemeynen
rechten, eyner yeden oberkeit zu stoht, wie sich dann des zwar alle
oberkeiten, yede noch yrem glauben ie vnnd ie gehalten vnnd noch
25 haltet q, das sy zum furnemsten abstelle, meer dann einig ander laster,
offenbare schmach gottes vnnd verfurung im glauben, hat vnß die Eer
gots getrungen, hyrin ein ynsehen zu haben, vnnd als r solchs auch s
vnßer gemeyn ernstlicht, doch unur mit vnderthenigem, ordenlichem
supplicieren 37, on eynige rottung oder getumelu 38 begerte, haben wir

g)-g) Randglosse, dafür im Text (gestrichen): »nit allein nochgelossen, sonder
auch nit gelert noch anzeigt worden« (worden ist irrthümlicherweise nicht ge-
strichen.) — h)—h) urspr.: das offenbaren leren. — i) urspr.: + würt. — j) urspr.:
+ worden. — k)—k) Randglosse. — l) urspr.: + es. — m) urspr.: ist. - n) urspr.:
sines. - o) urspr.: synes. — p) Randeinfügung. - q) Einfügung. — r) urspr.: +
da zu. - s) Einfügung. - t) urspr.: + auch. - u)-u) Randglosse, dafür urspr. im
Text: vß gewonden vnd fuglichen mitteln einig bewegnuß (gestrichen).

34. Vgl. I Kor 10,16 (Vulgata: communicatio).

35. Vgl. I Kor 14,13ff.

36. Zu dem Wahn verleitet.

37. So zum Beispiel am 29. 3. 1525 (A.Baum, S. 147f.), am 1.4. 1525 (J. W. Baum,
S. 311), April 1527 (bei J. W. Baum, S. 389-393, im Auszug), vom 21. 3. 1528 (Aus-
zug bei J. W.Baum, S. 423ff., A.Baum, S. 172), vor allem die Petition der Zünfte
vom 3. 8. 1528.

38. Getümmel, Unruhe.

178 r
 
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