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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0173
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DAS EINIGERLEI BILD

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so nun got mensch worden, hie gelebt und gecreutzigt ist, das er auch
gewölt habe aller welt bekant sein, so möge man sein und vorab wie er
gecreutziget, Bilder26 zur gedächtnus fürstellen. Dann wie wol er unser
Heyl dadurch geschafft, das er sich ein zeitlang hie sichtbarlich erzeyget
hat, so hat er doch selb gesaget (Joannis VI [63]) sein leiblich gegen-
wertigkeit seie uns nicht nütz. Der geyst mache lebenndig, darumb uns
gutt sei, das er leiplich von uns hingehe. (Joh. XVI [7]) Ist also nach
seiner Urstend27 erhöhet zu der gerechten des Vatters.
Dahin weiset uns der Heilig Paulus (Coll. III [1]), so wir anders mit im
durch den glauben aufferstanden. Also schreibt er auch von im28 selb,
das er in nun ehre und predige, nit nach seinem eygen fleysch29, ich
schweige30 in oder nach Bildnussen. Und wie kämen wir dahin, so
Christus in unseren hertzen leben sol, so er in uns und allen Creaturnb
alles würckt, so er sein creutz auch in uns selb und anderen durch
allerley widerwertigkeit genugsam anzeygt. So wir das täglich predigen,
hören, lesen, in unserem gebet billich bedencken, das man uns erst an
in zu ermanen solle hültzene31 und steynene götzen machen? Ein Christ
hat Christum also im hertzen, das in alle ding an in ermanen, weil alle
ding durch in erschaffen und nichts on in gemacht ist, bestadt oder
gentzet32 würdt. Derhalb33 siht er gon34 himel, gedenckt er so bald an
seinen Christum, der über all himel regniert zur gerechten des vatters.
Schawet er die Sonn an, alsbald ist im hertzen Christus, die Sonn der
gerechtigkeyt35 und Liecht der Wellt36. Sihet er einen menschen, bald
gedenckt er, das Got mensch worden. Kompt im für ein künig oder herr,
von stund an ist im vorn augen des gmüts Christus, ein küng aller küng,
und herr aller herrn37. | Höret er einen lerer, so schawet anstat das hertz
über sich zum rechten meyster im himel. Isset odder trinckt er, so denckt
er, das Christus die einig ware speiß und tranck ist zum ewigen leben38.
Braucht er wasser, kompt im bald für Christus, der die wasser gibt, die
b) Creatnrn.
26. ... Bilder von ihm und vor allem seiner Kreuzigung ...
27. Auferstehung.
28. Von sich selbst (Paulus).
29. Vgl. 2 Kor 5,16.
29. Syntaktisch unstimmig. >ich schweige< ist aufzufassen im Sinne von geschweige
denn<.
31. Hölzerne.
32. Vollständig machen.
33. Konstruktion: Deshalb, wenn ..., so denkt er ...
34. Gen (verkürzte Form von >gegen<).
35. Vgl.Mal 3,20.
36. Vgl. Jo 8,12.
37. Vgl. 1 Tim 6,12.
38. Vgl. Jo 6,53.

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