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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0175
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DAS EINIGERLEI BILD

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schon die bilder abthut56. Disen antwort Paul. 1.Cor. 10 [23]: Ich habs
alles macht, es ist aber nit alles nützlich, ich hab alles macht, es bessert aber nit
alles. Item, 1. Cor. 8 [1]: Das wissen blaset uff, die liebe bessert. Und [v. 7]: Es
hat nit jederman das wissen. Weiter [v.9]: Sehent zu, das euwer freiheit nit
5 gerate zu einem anstoß der schwachen. Diß leugnet kein verstendiger, das
man bilder haben mag, wo57 die nit verehrt werden. Es ist bildhauwen,
giessen oder malen auch ein kunst, die Got geben hat. In den Kirchen
aber werden sie geeret, und keine mehr dann eben die Crucifix und
bilder unsers Herrn, das ligt am tag, mags kein verstendiger leugnen,
10 man treibe das wortt wie ernstlich man wöll, das so lang die bilder in
Kirchen geduldet, sy von vilen einfeltigen von wegen alter gewonheit,
offentlicher anreytzung der bößwilligen, heymlicher des teuffels, anbettet
und vereret werden, welchs gentzlich abgstelt wirt, so nach vorgender
leer götlichs worts die bilder auch von augen kommen.
15 Und ist, das manc sagt, wen das wort nit von bildern abtreibe, den
werde das abthun noch weniger abtreiben. Allein58 waar an denen, so
dem wort gotts gar nit glauben, bei den schwachglaubigen findt sichs
weit anders, dieselbigen werden durch die thatliche exempel im glauben
des worts gsterckt, derhalb in allen sachen bei den heilgen der leer die
20 thatlichen exempel nachgfolgt haben. Paulus bekante auch, das die
Corinther wüsten, das der götz nichts ist, noch wolt er, das sie des
götzen opffers müssig giengen um der schwachen willn, die solchs
wissen noch nit so gantz hetten. Er hatte auch nit gnug, das man die
leer allein braucht, er wolte auch das Exempel haben, das sich die
25 Christen des glat entschlügen, das zu abgötterei gedienet hat, wo | es des
nur ein schein uff im trüg. Von fleysch, den Götzen geopffert, so das in
der metzig59, wie ander fleysch verkaufft werd, günnt er den Christen zu
essen, dweil gotes ist die gantze erd und was drinnen. Im götzenhauß
wolt er aber nit, das sie es essen solten, da es dann für götzenopffer dar-
30 geben ward60. Also habe bilder ein jeder nach seinem wissen, anderen
on schaden. In der Kirchen sind sie also gebraucht worden, das sie in
denselbigen on ergernuß und gefar des anbettens, fürnemlich als jetz die
leut abgericht sind, nit sein werden. Was gienge dann nun frommen
Christen not an, das sie die wolten in Kirchen oder auch anderen ortten,
35 da sie verehret werden, gestatten? Paulus wolt ee nimmermer kein
fleysch essen, wo er dadurch seinen bruder ergerte61. So sagt der Herr,
c) mag.
56. Vgl .Luther, WA 18, 67 f. (Wider die himmlischen Propheten).
57. Sofern. 58. Zu ergänzen: (Das ist) allein ...
59. Fleischerei.
60. Vgl. 1 Kor 8, 1—13; 1 Kor 10,23-33.
61. Vgl. 1 Kor 8,13; Ro 14,24.

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