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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0182
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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528—1533

waren und man sie auch, wie dem alweg geschehen, hatte angefangen zu
vereren und anzubetten. Diß hat den frommen Bischoff zu Massilien,
Serenum mit namen, bewegt, das er sie in seiner Kirchen hat darnider
geworffen, zerzerrt und verbrennt98. Disen hat wol uff diß mal Gregorius
den man nennt den grossen, gestrafft und im zugeschriben99, er solte al-
lein das anbetten der bilder haben abgestelt und nit die Bilder, die zur leer
geordnet weren. In dem hat er aber, wie in vil anderem, neben und wider
die Schrifft der Apostelen und Altvätter glauben geleret. Es war an dem,
das es bei der Römischen Kirchen alles anfienge zu schwerem abgang
zukommen, wie sichs hernaher leyder nur zuvil hat sehen lassen.
Bei den Griechen aber hat Keyser Leo der Dritte ein theurer, Gotts-
förchtiger Fürst, welicher regiret hat, als man zalte Sibenhunndert
LXXXIIII, die Bilder sufer100 hingethon und verbrannt und soliches
dem Babst zu Rom, Gregorio dem dritten, auch zu thun befolhen101.
Der hat aber wider in zu Ravenna ein auffruhr bewegt und mit etlichen
Bischoffen ein Concilium gehalten | und in dem zu tratz102 dem Keyser
erkannt, man solle die bilder meer in ehren haben dann vor je. Dann der
Babst sich schon hatt angefangen, auff die Künige von Franckreich zu
trösten. Darauff hat dises Keysers Sun, Constantinus der fünfft103, ze-
samen berüfft alle glerten durch Griechen Landt und deren sampt den
C2a Bischoffen zusamenbracht Dreihundert und Dreissig, welche, der Rö-
mischen ursach gegen der Schrifft gehalten, beschlossen haben, das den
Christgläubigen gar nit gepüre, einige Bilder zu haben, weder Gots noch
seiner heiligen104 also hat der Keyser in seines vatters fürnemen be-
harret und haben sich des fast alle seine nachkommen gehalte Außge-
nommen, was die wütrichinj Hirene105, von deren wir hernach melden
wöllen, so lang sie geherschet, angericht hat, welchs doch alles ir sun,
Constantinus der Sechst, wider abgestelt hat.
j) würrichin.
98. Serenus, Bischof von Marseille um 595-600; vgl.LThK IX, 491.
99. Vgl. Gregor der Große: Ep.lib.IX, ep.CV,MSL 77,1027 f. und ep.lib.XI,ep.XIII,
MSL 77,1128-1130.
100. Ordentlich; eigentlich >sauber<.
101. Kaiser Leo 111.(717-741) erließ das Verbot der Bilderverehrung 730, Papst
Gregor III.(731-741) erstrebte daraufhin die Verbindung des Papsttums mit den
Franken. Zur Geschichte des altkirchlichen Bilderstreites, vgl. H.v. Campenhausen,
a.a.O. S. 216ff., und G. Ostrogorsky: Studien zur Geschichte des byzantinischen Bilder-
streites, Amsterdam 1964.
102. Trotz. 103. Kaiser Konstantin V.(741-775).
104. 754 beschloß eine Reichssynode in Konstantinopel, die Bilderverehrung zu
verdammen.
105. Kaiserin Irene (780-801), Gattin Leos IV. (775-780).

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