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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0209
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ULMER KIRCHENORDNUNG

205

»Apologie« bezeichnet haben99. Nicht zuletzt sind die 18 Artikel Bucers,
die den Auftakt der Ulmer Maßnahmen des Jahres 1531 darstellen, dem
»Gemain außschreiben« abschließend zur allgemeinen Kenntnisnahme
beigefügt100.
Damit war theoretisch mit diesem »außschreiben« den reichs- und
kirchenrechtlichen Erfordernissen Genüge getan und auch praktisch
dem Ulmer Reformationswerk unter diesen Gesichtspunkten der recht-
liche Schutz beigegeben worden.
b) Die am 6. August 1531 erlassene Ulmer evangelische Kirchenord-
nung konnte unter dem Schutz des »Gemain außschreibens« ihren Weg
an die Öffentlichkeit antreten.
Der Ulmer Rat ist die Instanz, in deren Namen die Ordnung erlassen
wird, wobei das ius reformandi nicht nochmals begründet, sondern voraus-
gesetzt wird. Das eigentliche Anliegen der Ordnung wird in der Vorrede
deutlich als religiöses sichtbar gemacht: Der Neuaufbruch des Evange-
liums in Ulm soll bewahrt bleiben und in einer allgemeinen Lebens-
heiligung gemäß der Heiligen Schrift und zur Förderung des Reiches
Gottes (»zu hayligung göttlichs namens und fürbringung seines reichs«)
Wirklichkeit werden101. Das Ideal der »durchchristeten Stadt« (Walther
Köhler) steht instruktiv auch hinter der Ulmer evangelischen Kirchen-
ordnung, die sich konsequent primär religiösen und theologischen Fra-
gen zuwendet: Dem Abschnitt »Von der Lehre« und der Darbietung
der 18 Artikel.
Unverkennbar trägt der Abschnitt »Von der Lehre« neben den 18 Ar-
tikeln das Gepräge Martin Bucers. Die grundsätzliche Eingangsaussage,
daß der Glaube als Fundament des christlichen Lebens »auß dem gehoer
goetlichs worts« komme (Rö 10,17), ist einer der Grundgedanken der
Theologie Martin Bucers, der in allen seinen Schriften begegnet102. Die
Berufung auf das trinitarische Dogma und die Zweinaturenlehre (im
Sinne des Chalcedonense) entspricht der apologetischen Tendenz, wie
sie seit dem Augsburger Bekenntnis Melanchthons und dem Vierstädte-
bekenntnis Bucers auf dem Augsburger Reichstag immer stärker hervor-
gekehrt wird und gerade bei den Reformatoren aus dem humanistischen

99. Vgl. B.s und aller Mitarbeiter Brief vom 23. Juni 1531 an Joachim Vadian in
St.Gallen bei Schieß I, Nr.191, bes.250 und Oekolampads Brief vom 22. Juni 1531
an Zwingli, oben Anm.92.
100. Vgl. unten den Abdruck bei Anlage 1.
101. Vgl. unten den Abdruck bei Blatt A2a.
102. Vgl. zum Beispiel uns.Ausg.Bd. 1, S.67, Z.2ff. (Das ym selbs, 1523); S.223,
Z.27ff. (Grund und Ursach, 1524); S.350, Z.6ff. (Verteidigungsschreiben an den Rat
zu Oberehnheim, 27. Januar 1524), Bd. 2, S.88, Z.8ff. (Auseinandersetzung mit Kon-
rad Treger, 1524); S.132, Z. 30ff. (ebd.), S.167, Z.14ff. (ebd.); S.370, Z.26ff. (Ver-
gleichung D. Luthers, 1528).
 
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