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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0210
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206

ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528—1533

Lager in starkem Maße von vornherein praktiziert worden ist103.
Bucers Kirchenbegriff104 - flankiert von Bucers Schriftprinzip105 - prägt
die Auffassung von der Kirche im Abschnitt »Von der Lehre«, wie seine
Ulmer Auseinandersetzung mit Dr.Oßwald an vielen Stellen hinein-
spielt. »Wir sind nicht kirchgläubig, sondern christgläubig« - dieser berühmte
Satz Bucers aus seiner einstigen Straßburger Auseinandersetzung mit
dem Augustinerprovincial Konrad Treger - begegnet nun modifiziert
bei der Erörterung des Täuferproblems106, wie die Heiligung und die
Frage christlicher Zucht auch hier Bucers Zentralthema bleiben. Es sind
Themen, die bereits Bucers in die Kirchenordnung übernommene
18 Artikel ständig durchziehen.
Dem Anliegen einer allgemeinen Lebensheiligung aus dem Geist des
Evangeliums entspricht die betonte Herausstellung einerseits der Pre-
digt107 und andererseits der Stellung der »diener des worts«108. Die Be-
rufung und Einsetzung der Prediger und Pfarrer erfolgt durch verord-
nete Examinatores und Kirchenpfleger des Rats, die auch die Amtsführung
und Seelsorge der Geistlichen kontrollieren109. An der Spitze der Pfar-
rerschaft steht ein »Superadtendent«.
Während die Ulmer Pfarrerschaft nach der Ulmer Kirchenordnung
alle 14 Tage zu einem Konvent zusammenkommen soll, sind für die
Gesamtbelange der Ulmer Kirche zwei Synoden pro Jahr vorgesehen,
dazu für die Anfangszeit eine jährliche Visitation der Ulmer Land-
gemeinden110.
Parallel zu den Kirchenpflegern des Ulmer Kirchenwesens sind für die
Neuordnung des Ulmer Schulwesens Schulpfleger vom Rat eingesetzt111.
Die Straßburger Behörde der Scholarchen ist damit von Bucer auch

103. Vgl. uns.Ausg. Bd. 3.
104. Zu B.s Kirchenbegriff vgl. vor allem: J.Courvoisier: La notion d’Eglise chez
Bucer dans son developpement historique, Genf 1933; R.Stupperich: Die Kirche in
Martin Bucers theologischer Entwicklung, ARG Jg. 35, 1938. S.81-101; ders.: Martin
Bucers Anschauungen von der Kirche, ZSTh Jg. 17, 1940, S. 131-148; B.Moeller:
Reichsstadt und Reformation, a.a.O. S.43ff.
105. Vgl. dazu vor allem J.Müller: Martin Bucers Hermeneutik, Quellen und For-
schungen zur Reformationsgeschichte, Bd.32, Gütersloh 1965.
106. Vgl. unten den Abdruck der Kirchenordnung bei Blatt A3b. J. W.Baum hat
den Ausspruch B.s (aus dessen Auseinandersetzung mit Konrad Treger, 1524, vgl.
uns. Ausg.B. 2, S. 17-173) zum Motto für sein grundlegendes Werk genommen.
107. Vgl. unten den Abdruck der Kirchenordnung bei Blatt B2aff.
108. Vgl. ebd.Blatt B4aff.
109. Vgl. ebd. Blatt B4b. Die Examinatores und Kirchenpfleger sind zu Beginn der
Beratungen über die Ulmer Kirchenordnung gewählt worden, vgl. J. Endriß: Das
Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O. S.83.
110. Vgl. den Abschnitt »Von Synoden oder versamblungen« unten im Abdruck
der Kirchenordnung, Blatt B5bff.
111. Vgl. ebd. den Abschnitt »Von Schulen«.
 
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