Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0223
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ULMER KIRCHENORDNUNG

219

zeihen und die gmain durch täglich lehr, vermanung, straff und züchti-
gung in warer ainigkayt, auch übung der bößserung70, zu erhalten.
Solch schlissel sind aber das wort gottes und haylig Evangelium, wie
auch der haylig Augustinus und andere vätter gelehrt haben, wölchs
5 durch die diener der kirchen (von wegen derselbigen)71 denen, so Gott
gibt, dem Evangeli in warhait zu glauben (wölcher glaub dann ain
gantz new gotselig leben bringt), nit allain offen verkindet, sonder aldo
mit geöffnet wurdt. Denen aber, so solchs verachten, auch nit allain
verschlossen verkündet, sonnder aldo mit verschlossen wurdt, bayde in
10 anfang der bekerung und auch hernacher, so man in christlichem thun
fürzufaren72 vermanet. Darumb die christlich warnung und außschlies-
sen, wie begnadigung und verzeihung der Sünden in der Kirchen in
stäter übung und fürgang sein söllen. Dann demnach wir uns layder
täglich ubersehen und sünden73, also sollen wir auch täglich zur buß
15 und bösserung vermant werden. So wir dann den worten deß Herrn
glauben und uns zur bösserung mit warer rüw uffrichten mögen, haben
wir als74 in christlicher gmain ablaß der sünden vor Gott und dem
menschen; Und harren also in dem reich, hut und gnaden deß Herren,
biß das er wyderkomme, zü richten alles | menschlich gschlecht, bayde,
20 die alßdann gestorben und die auch noch lebendig sein werden, wölche
doch auch geendert, und wir also all in unserm waren flaysch herfür-
kommen werden, Wölche wol gehandelt haben, zu der ufferstendtnus des
lebens, wölche ubel, zu der ufferstendtnus der verdamnus.
Solchen glauben sollen die diener des worts also rain, pur und lauter
25 zu erhalten allen fleis und ernst in lehren und vermanen fürwenden75. Und
wo der feind der warhait jemands hertz etwar in76 verwürren wölt,
sollen die diener (als die über die herdt77 Gottes trew wächter seind)
sölche in aller fründtlichayt durch das göttlich wort in gsunder lehr und
rechtem glauben, sovil an inen, bevöstigen und den herrn für solch
30 irrende fleissig bitten, auch die kirch zu bitten ermanen. Wo aber jeman
etwas solchem glauben und lehre zuwider außgiessen und lehren wölte,
demselbigen söllen die diener zeittig und dapffer (doch in aller senfftmut
und forcht und mit dem unüberwintlichen wort gottes) begegnen. Also
doch das erstlich, wo noch nit offentlich ergernus angericht, die bsonder
35 warnung nach rechter ordnung brüderlicher liebe auch fürgenomen

A5a

Johan.5.[ 29 ]

Acto 20.[29]

Gala. 6. [4ff.]
Math. 18.[ 18-20]

70. Besserung.
71. >Von wegen derselbigen< ist auf Kirche zu beziehen.
72. Fortzufahren.
73. Vergessen und sündigen.
74. Jeweils, immer.
75. Aufbringen.
76. Ihnen (den Gemeindegliedern).
77. Herde.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften