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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0321
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ENTSCHULDIGUNG DER FRANKFURTER PREDIGER 317
wir des Herren nachtmal halten, legen wir der iugent zu gut das vater
unser, den glauben, die zehen gebott, die wort vom heyligen Sacramen-
ten des Tauffs und Nachtmals auß, lesens ihnen für und ermanen die
ältern, das sie die iugent underweisen, wie sie schuldig seind. Ermanen
5 auch, wie E. W. unn lieb wol wissend ist, das man dran sein wöll, das die
schulen mit gelerten, fleissigen und frummen schulmeystern versorget
werden, damit ein oberkeyt in der stat, die prediger in der kirchen, die
schulmeyster inn schulen, die haußvätter daheym daran seien, das in
allen also gehandelt werd, das so es Got wolgefellig und den menschen
10 besserlich sei.
So leren wir von der Absolution oder entbindung der sünd, das die-
selbig, in kürtz davon zu reden, die verkündigung der gnad Gottes oder
des Euangelii sei, es geschehe gleich der menge oder eim und etlichen,
das mann mit den schlüsseln des Götlichen worts den glaubigen ver-
15 kündigt vergebung ihrer sünd, den unglaubigen, das der zorn Gottes
über ihn bleib, warumb solten wir dann die predig der gnad Gottes (das
ist) die Absolution, verachten? Wol dem, ders hört und glaubt, dann
durch den glauben werden vor Gott ihm die sünd vergeben, wenn es ihm
schon alle welt vorbhielt. Widerum, der sich durch den unglauben selb
20 bindet, wer kan den entledigen von sünden? Davon ist on not vil hie zu
schreiben, habens sunst reichlich genug gelert, übens auch in unsern pre-
digen, wann wir im end der predig den glaubigen auß Gottes wort an-
zeygen, das ihn ihr sünd vergeben seind und den unglaubigen vorbe-
halten, weisen ein ieden, das er sich selbs prüfe, ob ers glaubb, dann wo
25 Gott nit innerlich leret im hertzen, hilfft die eusserlich predig alleyn
nichts. |
Hierauß bestetigen wir der Bäbstler ohren beicht nitt, verdammen die
lere, trost odder radtforschung der Beicht odder die Absolution, das
mann den leuten Gottes wort nit soll sagen, auch nit, verspotten auch
30 nötige zucht nit, wenn schon ettlich (die uns zum teyl nie gesehen oder
unser predig gehört, unser bücher, so wir keyne haben lassen außgehn,
dann sunst bücher machens keyn end ist, nit gelesen haben) unsern geyst
urteylen, als sei er nichts anders dann ein boßhafftiger, fürsetziger, haß
und neid nitt alleyn wider Luthers und Gottes wort, sonder auch wider
35 alle weltliche zucht und ehre, die auffrur stincke uns zum halß heruß und
wolten gern alles gleich und keyn underscheydt leiden und Müntzern17
verglichen werden etc., befelhen wir dem Almechtigen Gott und vatter,
dem nichts verborgen, sonder ein hertzenkenner18 ist, das er zwischen
ihnen und uns richter wölle sein, wer recht oder unrecht, schuldig oder
40 unschuldig sei, vor der welt aber wissen das zum mehrer teyl ein Ersamer

Bll

17. Thomas Müntzer wird als Prototyp des Aufrührers angesehen.
18. Apg 15,8.
 
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