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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0359
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MARBURGER RELIGIONSGESPRÄCHE

355

Luther aber antwurtet: trawen nayn, Jch bin euer herr noch euer
richter nicht, so wolt Jr mich noch meiner lere auch nicht, so kan ich
euch zu Jungern auch nicht leyden. Wir haben vor wol enntpfunden,
das Jr begert, vnnder vnnserm namen euer lere außzupraytten; ich höre
euch wol yetzo, wayß aber nicht, ob Jr dahaym auch also leret oder
nicht etc., darumb gib ich euch kain zeugknus, Jr dürffts auch nicht,
dann so Jr überal rümet, Jr habts von vnns nicht gelernt, was dürfft Jr
dann vnnsers zeugknus? man sichts allzu wol, das Jr nichts von vnns
gelernet habt, wir wolten auch vngern solliche Junger haben.
Also begeret Putzer, er solt doch anntzaigen, was Jm misßfiel an Jrer
lere, sagt Luther: Jch bin euer herr nicht, euer Richter nicht, euer lerer
auch nicht, so reymet sich vnnser gayßt vnnd euer gayst nichts zusamen,
sonnder ist offennbar, das wir nicht ainerlay gayst haben, dann das kann
nicht ainerlay gayst sein, da man an ainem ort die wort Christj ainfeltigk-
lich glaubt vnd am anndern denselben glauben tadelt, widerfichtet, lüg-
strafft vnd mit allerlay frefeln lesterworten antasstet. | Darumb, wie ich
vor gesagt hab, beuelhen wir euch dem vrteyl gottes, leret, wie Jrs vor
got wöllt veranntwurten.
Als man nun sahe, das sy Jn3 nicht helffen noch Rathen wolten lassen
Jm hauptartickel vom Sacrament, Ließ vnns der Fürst danncken, das
wir sein gnaden zu gefallen komen wern, mit erbiettung etc., dißmal
solten wir abgeen, vnnd wann vnns sein gnad wider forderte, samennt-
lich oder sonnderlich, solten wir kain beschwerdt haben, sein gnad wolt
weytter Rats pflegen, wir müessten ye nicht also voneinannder etc.
Darnach beschicket er ye ain nach dem anndern, fraget Rath, mittel vnd
ob man nichts weychen könnt, fanndt bey vnns allen: Wann sy, der
annder tayl, bekennen wolten, das der leyb Christj Jm abentmal were,
nicht allain Jn der menschen gedechtnus, so wolten wir sy aller annderer
frag erlassen vnnd nichts dringen, ob er leyblich oder gaystlich, natürlich
oder übernatürlich, Jn stat oder one stat da were, vnnd also für brüeder
wider annemen vnnd alles thun, was Jn lieb were4.
Aber (das ist wunderlich zuhörn) sy wolten nicht. Der Fürst lude
vnns all an seinen tysch von bayder parthey.
Am montag wurde vnns beuolhen, wir solten selbs vnndtereinannder
hanndeln. Also hanndelten Luther vnd Philippo mit Zwinglj vnnd
Oecolampadj, Brentz vnnd ich mit Martinus Butzer vnd Hedio3 4 5 Jn
gehaym, prachten Putzer dahin, das er zu gab, Christus leyb were Jm
nachtmal vnd wurde Jn vnnd mit dem prot geben den glaubigen, aber
nicht den vnglaubigen, auß der vrsach, Christus het nur das prot, das er

3. Sich.
4. Vgl. dazu unten, S. 358 f. (Nr. 4).
5. Hedio nahm an diesem Gespräch nicht teil, vgl. S. 350.
 
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