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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0360
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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533

den glaubigen het geben, sein leyb genennet, vnd das prot, das den vn-
glaubigen wurde, gar nicht gemaint. Da sagten wir: also wurd ein newer
272rstryt werden, doch nicht so arg als der | vorig, wir versehen vnns des
strits halben wurden wir noch wol vergleicht. Aber Butzer, als er zu
seinen gesellen kam, redeten sy Jn daruon, vnnd fil wider ab.
Luther hanndelt auch fleyssig, schaffet aber des Sacraments halben
nichts. Sy aber hetten vmb gottes willen gebetten, wir solten sy für
brüeder halten vnnd die Jren bey vnns die Sacrament lassen empfahen,
desßgleichen wolten sy auch thun. Aber es war Jne auß grossen vnnd
Christenlichen vrsachen abgeschlagen. Darnach haben sy begert, man
soll der anndern zwitracht halben ainig werden. Das hat Jm Luther
lassen gefallen vnnd versucht, wurd die sach dahin gestellt, das er die
hauptstuck solt auffzaichnen, was Jn nicht gefiel, wolten sy melden.
Wurd man ainig, solt sich ain yeder vnndterschreyben. Also war Luther
seer sorgfeltig, het gern Jrer schwachait verschont, das doch der rechten
haylsamen Christenlichen lere kain abpruch geschehe, doch zu letzt
sprach er: Jch will die artickel auffs aller pesste stellen, sy werdens doch
nicht annemen, vnnd stellet sy, wie ichs hie Jn truck hab geben6.
Also ist Jn diser hanndlung offenbar worden, das vnnser widertayl ye
lenger ye kueler, ye lenger ye forchtsamer werden Jrer lere halben, vnnd
das sy vnns unpillich verdambt vnnd gelestert haben Flayschfresser,
Capernaiten, Thyestes vnd als beteten wir ainen prötten got7 an, ainen
gepacknen got, ainen fresßlichen vnnd saufflichen got, vnnd mit anndern
lesterworten mer, so sy doch haben müessen bitten, wir sollen sy zu
brüedern annemen, vnd seinds doch nicht wirdig worden, dann wann
wir solliche weren, wie sy vnns gelestert vnnd angelogen haben, solten
sy vnns nicht für brüeder annemen, Wann wir gleich sy darumb beten8.
Es ist auch offennbar worden, das sy an Jrer lere zweyfeln, dieweyl sy |
272v den maysten tayl nicht auff die pan haben pracht, auß forcht, sy könne
den stich nicht halten9. Es ist auch offennbar worden, das sy geirrt haben,
dieweyl sy bey fünff artickeln haymlich Jn der verainigung haben wider-
rueffen, die sy vor annderst gehalten, gelert vnnd geschryben haben. Alls
nemlich von vnzutrennter ainigung götlicher vnd Mennschlicher natur
Jn der ainigen person Christj, von der Erbsündt, von der absolution, von
frucht vnnd nutz des predig ampts, des Tauffs vnnd des nachtmals
Christj vnnsers herrn, wie alle die wol wissen, die Jre schryfften vyl
gelesen haben.
Zuletzt haben sy Jm abschied begert, man soll das hefftig vnnd
6. Über die Edition der Marburger Artikel durch Osiander vgl. WA 30, III,
S.104 (N), Benzing, S.320 (Nr. 2743), CR Zw 6, II, S.516 (K).
7. Gott aus Brot.
8. Bäten.
9. Vgl. Wander 4, Sp.845f.

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