Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0391
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ENTWURF ULMER KIRCHENORDNUNG

387

ob sy gleich wol alte gepreuch sind, durch die man hat allerley christlichs
bedeuten wöllen, wirdt doch besserlicher sein, solich ding nach zu lassen.
Seytemal aber so wir glauben, rechte kinder Abrahe sind, darumb der
Herr auch vnsers somens gott sein will vnd durch Christum, vnsern
5 Heiland, by vns widerbringen, was durch Adam verdorben, gepirt sichs,
das wir jm vnsere kinder durch vnser Sacrament der widergepurt nicht
weniger dan die Alten durch das yr, nemlich die beschneidung, vff-
opferen vnd zu segnen furbringen, wie dis auch von der Apostel Zeit
vnd eh dan des Bapst regiment ye vffkomen, als des Origenes, Cyprianus
10 sampt andern marterern vnd Heiligen Lerern bezeugen, jn der kirchen
gehalten ist. Der halb auch christlich einigkeyt zu halten nieman ge-
stattet werden soll, seine kind auß verachtung der kirchen vnd yres
brauchs vngeteuffet zu lassen. |
Vom Heiligen Abentmal.
15 Diß soll aller ding nach der einsatzung Christj nur eyns jn einer gemein
mit rechtschaffner verkundung des todts Christj, andechtiger beden-
ckung vnd dancksagen seiner Lieb vnd guthat, auch gemeiner außteylung
der heiligen sacramenten gehalten werden.
Alle opfermessen sampt yren altaren vnd götzen yn ewigkeit ver-
20 dampt vnd hinweg gethon jn stat vnd Land. Do mit aber solich abthun
desto christlicher vnd vnuerletzlicher der guthertzigen beschehe43, were
gut, das solchs vff ein Zeit furderlich vnd on leychtfertigkeit44 oder
yemans tratz beschehe.
Nach dem aber die stat eben volckreych vnd meniglich jn ein kirch
25 zusamen komet, achten wir besserlich sein, das dis Heilig abentmal nach
brauch der Apostolischen vnd elteren kirchen alle sontag gehalten werde,
do mit alle mal so fil die Heilige sacramenten empfahen als fill sichs zu
recht andechtiger vnd dapferer Haltung, welche in solicher Zeyt geendet,
das menglich dar by bleybe vnd alles ordenlich verhandlet werde, fugen
30 will. Vnd damit nit anfangs, so die newigkeit auch manches | herzu
treiben möchte, der Hauff zu groß werde, do durch das abentmal nit so
ordenlich vnd mit verharren der gantzen gemein, So by solicher heiliger
Dancksagung vnd gedechtnus des tods Christj billich verharren solle,
begangen werde, will vns fur gut ansehen, das sich die, so alle mal vff die
l) add. B.(?).
43. Gemeint ist die Entfernung der Heiligenaltäre aus den Ulmer Kirchen. - Die
Entfernung sollte auch nach dem Vorschlag des Ulmer Rates nachts erfolgen, um
möglichst wenig Aufhebens zu machen, vgl. dazu J.Endriß: Das Ulmer Reformations-
jahr 1531, a.a.O., bes.S.63f.
44. Leichtsinnigkeit, Ausschreitung; vgl. die vorige Anm.

208a

208b
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften