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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0405
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AUGSBURGER PREDIGT

401

vnd der negst gepessert vnnd gefurdert, So ruefft got vmb gnad an vnd
pettet ain Vater vnnser.
Es haben mich guette liebe herren vnnd fraindt hoch gebetten, das Ich
auch an Euch ain Cristenliche ermanung furneme vnnd thette; wiewol
5 Ich achte, das es on not2 were, angesehen das3 Ir so treuliche dienner im
wort habent, hab Jch mich doch erpitten lassen vnd wil Ewer liebe fur-
halten, das Ir in meiner predige nichts spuren werd annders dann das Sy
dahin lannge, das die Eere gottes erstlich gesuecht werde vnnd wir got
lernen erkennen vnd lieben vnd der nechst furderlich auch gepessert
10 vnd geliebet. Dartzue well got das gedeyen geben. Amen. |
Das aber diss dester fueglicher geschechen muge, So hab Ich ain 2 b
kurtze Lection aus dem 17.Cap[itel] Joh[annis]4 fur mich genomen,
darjnn das gepet begriffen wurde, das Cristus zu seinem vatter thett, Ehe
vnnd Er sich hailigen vnd opfern lassen an dem Creutz, das ist, Ehe vnd
15 Er An sein leiden gieng; das solt Ir vleyssig fassen vnd lernen vnd mit
Cristo auchalso beten.
Voigt das gepett:
Vatter, heilige Sy In deiner warhait.
Zum ersten bedennckht wol, wer also gebetten hab. Es ist aber Cristus,
20 gottes Sun, war got vnnd mensch, der aigenntlich wol gewisst hat, was
vns nottwenndig sein werde, vmb was wir betten sollen. Darumbe | Er 3 a
vnns hie also geliebet vnnd in der liebe gegen vnns geprunnen hat, das
Er sich selbs, sein leib vnd leben fur vnns dargebe, Sich fur vns heiligtea
vnnd bette, Auf das wir vonn got, dem vatter, erlanngten, warumbe wir
25 auch in durch Cristum bitten.
Also soll mann albweg5, wo mann in der Schrifft hanndlet, vleyssig
merckhen vnnd acht haben, wer, wo, wann vnd wie man redet6, vnnd so
mann bedechte, das got redet, wurde freilich pald aller Zannck vnd
hader hingeleget.
30 Hailige Sy, lieber vatter; hailigen aber haist hie aygentlich, sich got er-
geben vnnd darumb hailig vnnd herlich sein, darumb mann etwann In
der kirchen gesungen hat: Tu solus sanctus, du pist allain hailig. In
wellichen nun got | wurckhet, die sendt hailig, die zeucht Er all gemach 3 b
an sich von der wellt, das Sy Inenn selbs vnnd der wellt vornen zue
35 absterben, Ir aigene liebe verleugnenn, Got vnnd den negsten von

a) heilige v. Schubert.
2. On not = unnötig.
3. In Anbetracht dessen daß.
4. Jo17,17-21.
5. Immer.
6. Zu diesem Gedanken vgl. Erasmus: Methodus (Holborn, S. 158, Z. 22 f.).
 
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