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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0033
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KIRCHENORDNUNG

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gentzlich ergeben. Aber daher würt er der ordnung, die Gott bei den leüten will
gehalten haben, zum aller trewlichsten nachkommen, und wurt im Gott auch ver-
leihen, alle Unordnung und mißbreuch, so sich für Christliche ordnung verkauffen
wöllen, bei zeit zu erkennen und sich deren zu entziehen.
Uff den Anderen21 puncten des Synodi, eusserliche ordnung und gepreuch der
kirchen belangen, seind nachvolgende puncten für nutz und gut angesehen worden.
[II.] Wie die Pfarrer und helffer dienst zu versehen und in rechtem
besserlichen thun zu erhalten seien.
Züm ersten, Nachdem zwischen den hirten Christlicher weyde und schäfflin
Christi die höchste liebe und freüntdtschafft sein, auch S. Paulus wille, das ein
Bischoff solle ein gute zeugnüs von meniglich haben, gebüret sich, mit annemung
und einsatzung der kirchendiener also zu handlen, das man soliche diener einsetze,
die, so vil inen möglich, der Christlichen gemeyn anmütig22 seien, Darumb dann
auch von altem har der gemeyn will in wahl und annemmung der kirchendiener
alweg erfordert worden.
Derhalben ist erkant, so ein pfarr ledig würt, sollen die gedachten verhörer
Götlicher lere23 einen oder mehr, nachdem man die haben mage, und die sie zü
solichem ampt der pfarren oder helffery tauglich erkennen oder durch das Examen
tauglich befunden hetten, zuvor etlich predig in der | B 1 b | pfarren, da der pfarrer
oder helffer manglet, lassen thun, damit sie die gemeyn derselben pfarr höre. Und
demnach, Nemlich wo ein pfarrer anzunemmen, die gemeyn der pfarr in einer predig
durch einen frommen diener des worts berichten lassen, was eins pfarrers ampt
und wie vil an dem, das soliches recht verwesen werde, gelegen seie, mit erma-
nung, Got mit höchsten ernst zu bitten, das er solich wahl und annemung, so
vorhanden, regieren und füren wölle.
Und uff das sollen die kirchenpfleger, deren pfarr ein pfarrer zu erwelen ist,
zwelf gotsförchtiger menner, die bey der gemeyn Christliches wandels gute zeüg-
nüs haben, zu inen nemmen und dann sampt den Examinatoren zu gelegner zeit
und statt, von den Examinatoren zu ernennen, mit allem ernst die wahl, so zu thun
ist, halten, und das alles bei inen ordenlich erwegen und underreden, das zu
solicher wahl von nöten, welches erwegen und berichten in einer grossen gemeyn,
dermassen, wie die notdurfft das erheyschet, nit beschehen mage. Welchen dan
also die verordneten Examinatoren sampt kirchspylpflegeren und zwelffen von der
gemeyn, die eins pfarrers mangelt, erwehlen, den sollen sie einem Ersamen Raht
anzeygen, Und so dan ein Ersamer Raht denselben erwehleten, taugenlich24
erkennen und bestetigen, so sollen dan die vilgedachten Examinatores und kirch-
spylpfleger abermal verschaffen und ordnen ein frommen diener des worts, in der-
21. Gemeint ist nicht der zweite Synodalartikel, sondern der zweite zu behandelnde Punkt
(»Wie ob der ewigen Lehre zu halten ...«).
22. Angenehm und bereitwillig.
23. Über das Wahlverfahren vgl. Röhrich, Mitt. I, S. 371 ff.
24. Für tauglich.
 
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