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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0040
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

botten oder etwas gehandelt werde, dieweil die feirtag abgangen46, damit der
Sontag nit also wider Götlich, Christlich, der alten Keyser und eins Ersamen
Rahts außgangen gepot so übel gehalten werde und frembd und heymisch darab
ursach nemmen, das h.Evangeli und den gantzen handel zu lesteren.
Zum anderen, So ist auch ein gevahrlicher mißbrauch, so man im Münster, auch
in etlichen anderen pfarren oder kirchen prediget, das die leüt in den kirchen spa-
cieren und schwetzen, welchs bede, die prediger und zuhörer, verstöret, das bei
dem volck Gottes je und je ein untreglicher grewel gewesen, und dann solichs in
einem weltlichen raht- und zunffthauß, da man etwas zu handlen hat, nit gestattet
würde; Und unser lieber herr Jesus, als er zu Jerusalem den ernst im Tempel er-
zeygte mit dem außtreiben der kauffer und verkaufter, liesse er auch keyn geschirr
durch den Tempel tragen, Mar. 11 [15f.]. So haben auch etliche priester, die es
weniger thun solten, und andere den mißbrauch, das sie zur zeit der predigen an
den buchleden hart am Münster ligen, zu schwetzen. Dieweil dann wir Christen
die versamlungen zum heylig seligmachenden Evangeli je also halten und zu
halten mit höchstem ernst verschaffen sollen, das wir die krafft Gottes zur selig-
keyt allen, die daran glauben, erkennen, und die leüt auch gern dazu fürderen
sollen. So hat ein Ersamer Raht zur ehren Gottes, vor dem man je mit höchster
zucht und andacht erscheinen soll, und auch zu verhütung ergernüß heymischer
und frömbder, sampt verstörung der prediger und zuhörer geordnet und wellen,
das niemand zu der zeit, so man prediget und singet, | C 2 a | im Münster oder an-
deren kirchen gehn oder darinnen spacieren solle, Auch das die priester oder an-
dere zur zeit der predigen vff den leden an der Münster thür ligen oder ire thenth47
da außzurichten sich müssigen sollen. Damit dise stet doch soliche kurtze zeit
götliche lere- und betheüser seien und darfür gehalten werden. Alles bei peen48
fünf Schilling pfennig, die man jedem Verbrecher abnemmen würt. Und damit
solichs gehalten, so solle es den sibnen49 und iren knechten zu rügen und straffen
bevolhen werden. Doch welcher das nit gewust hete und sich bei seinen trewen
des möcht purgieren und entschuldigen, solle der straffe uberhaben50 seyn.
Zum dritten ist ein mißbrauch, das man, was verloren würt, kinder, vihe,
kleyder, gelt und anders, zu end der Predig, da man das volck zum gebet und ge-
sang ermanet und besonder andacht pflegen soll, verkündet. Dernhalb haben
unsere Herren, ein Ersamer Raht, erkennet und wöllen, das, wer etwas verloren,
dasselbig in zedeln verzeychnet, dem Sigristen51 im Münster bringe, der ein taffel
an predigstul hencken solle und soliche hendel an denselbigen hefften, wie man
hievor deren namen, welchen man geleütet, an ein taffel ankleybet hat. Dabei soll
er auch solicher zedel abschrifft bei im behalten, damit jeder, der verloren oder
funden hat, bei ihm bescheyd finden möge und man nit zur zeit der fünemisten
46. Da die Zahl der (kirchlichen) Feiertage zurückging.
47. Geschwätz, unnütze Dinge.
48. Strafe.
49. Die sieben, d.h. das Polizeigericht.
50. Straffrei sein.
51. Sigrist, alem. = Küster.
 
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