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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0059
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HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

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auch gehalten und solch gifft außgossen hat, als man nach Christus geburt zelet,
hundert und zwey und viertzig jar.
Zum andern ist er auch daruff gantz hart gelegen, so der Herr auß Maria hette
unser fleisch angenommen, so were es das verflucht Adams fleisch, in dem er uns
5 nit hette mögen37 erlösen, wie auch solich fleisch kein speiß zumewigen leben sein
könde, als doch das fleisch Christi Johan vi [48.51] geprysen wurdt. Ist in dem
leider dahin kommen, das er gesagt, verflucht sey das fleisch Marie.
Zum dritten hatt er furgeworffen den spruch Pauli in der ersten zun Corinthern
am xv [47]. Der erst mensch von der erden irdisch, der ander mensch ist der Herr von
10 hymel. Dazu auch den spruch eingefüret. Nieman faret uff in hymel, dann der von hymel
herab kommen ist, der son des menschens, der im hymel ist. Johan iii [13].
Diß seind seine fürneme gründe, auß denen er uff dem gesprech gehandlet hat,
allein, das er die figur des gnaden stuls, der von lauterem gold ware38,auch, zu
ferben disen irthumb, anzogen hat.
15 Uff den ersten haben wir dise antwort geben. Das ewig wort Gottes ist Gott von
natur und wesen, eins mit dem vatter und heyligen geist, dann Johannes [1,1] sagt,
und das wort ware Gott. So ist aber nun Gott in seinem wesen ewig bestendig und
un- | B 2 a | wandelbar, dann er von ihm selb sagt: Ich bin, nit ich bin gewesen oder
wurde39.Es ist alles zumal gantz und gar in ihm, mag da nichs ab noch zugohn.
20 Welche red unser Herr Jesus auch gebrauchet hat, als er sagt: Ee Abraham war,
da bin ich [Jo 8,5 8]. Die weil dann nun dis ewig unwandelbare wort Gottes fleysch,
das ist mensch, worden ist, und das, wie uns die schrifft zeuget, auß Maria der
junckfrawen geboren, nit durch gangen oder durch gefaren40,dann er ein mensch,
menschen sün, und frucht des leibs Marie in der schrifft genant würt, ja sich selbs
25 also nennet. Darumb muß ja sein, das das wort, so in ihm selb ewig bestaht, und
alles tregt, Heb. 1 [5-14] die menschliche natur, deren nach er in der zeyt auß Maria
geboren ist, an sich genommen und ihm vereyniget habe, das da wol ein person
und einiger Gottes und des menschen sun ist, der aber bede naturen, die göttliche
und menschliche warhafftig und doch unvermischet hat, die göttliche von ewig-
30 keyt, die menschliche in der zeyt angenommen, wie der heylig Paulus Gal. 4 [4]
schreibt: Als die zeit erfüllet war, hat Got seinen sun gesendet, gemachet auß dem weyb.
Diss bestättiget, das der Herr der rechte ware samen ist des weibs, der der

inde vel accipientem vel mutuantem. Die Menschwerdung OK ötä aoAfjVoq, wonach Christus durch
Maria ohne Annahme ihres Fleisches bloß hindurchgegangen, wie Wasser durch eine Röhre oder
Licht durch einen Spalt geht, bezeugen neben Tertullian auch Irenäus von Lyon: Adversus hae-
reses I,7,2; MSG 7,1, Sp.513; Epiphanius von Salamis: Adversus haereses 31,7; MSG41, Sp.488;
Theodoret von Cyrus: Haereticarum fabularum compendium 5,11; MSG83, Sp.488. Noch Calvin:
Brieve Instruction; CR Cal 35, S.105, geht in seiner Kennzeichnung des Hoffmanschen Stand-
punktes genau auf diesen Aspekt ein: - »qu’elle l'a porte´ en son corps comme l'eau passe par un canal«.
37. Können.
38. Vgl. 2Mos 25,17; 37,6. Nach Hoffmans figürlicher Auffassung hatte Christus keinen Anteil
an der sündigen Adamsnatur, wie auch der Deckel der Bundeslade (»Gnadenstuhl«) in der Stifts-
hütte von reinem Golde war; vgl. zurLinden, a.a.O., S. 330.
39. Vgl. 2Mos3,14.
40. Vgl. Anm. 36.
 
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