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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0087
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HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

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einzufüren, dienstlich ist, geprauchen. Findet sich also aber bey ynen der alefantz
aequivocationis155, das ist, auß gleicheyt des Wortes, so sein brauch und sinn nit
gleych oder einer ist.
Got redet mit uns leüten in seinen schrifften; derhalben brauchet er auch die
weiß zu reden, die uns gemeyn ist. Nun weiß ein jedlicher wol, das man etwan
spricht, alle welt, alle menschen lauffen zu, da man alleyn »vil« verstaht. Also da
die phariseer sagten: Sehet, die welt laufet im nach. Johan.xii [19]. Item: Lassen wir
in also hingehn, so werden sie all an yn glauben. Johan.xi[48]. Haben sie freylich nit:
yederman, niemandt außgenommen, sonder: viel gemeynet.
Item, so etwas mengklich156 on underscheyd der person gemeyn | G 3 b | ist,
saget man, solichs seye allgemeyn, gehöre yederman zu, allen menschen. Also hie
zu Straßburg, da man keinen underscheyd hat, burger anzunemen, sagt man: die
von Straßburg nemen yederman zu burgeren auff, alle menschen. Und auff soliche
weiß schreibet Lucas [6,19] vom Herren: Es gienge ein krafft von ym und heylet alle;
freylich dise krafft heylet die gesunden nit, auch die nit, die zu ym nit komen,
noch157 die weyl menglich on underscheyd, wer kranck und da zugegen ware,
vom Herren gesundtheyt erlanget, sagt der Evangelist, die krafft, so vom Herren
außgienge, heylet alle. Also, da Paulus sagt: Ich bin allen alles worden [1Kor 9,22],
würdts ja niemand verstehn, das er drumb den mörderen zu lieb ein mörder
worden seye, sonder sunst on underscheyd sich in allen dingen, die er mit Gott
brauchen möchte, yederman eben und gemäß gemachet.
Noch ein brauch hat das wörtlin »alle«: Wo etwas nur von einem geschicht158
oder geben würdt, also das alle die sölichs haben wöllen, es von demselbigen einen
müssen empfahen. Auff die weiß saget man hie, ein Ammeyster155» laßt jederman
greyffen, verhöret alle, laßt yederman für raht, das ist, alle die griffen werden,
anstat der oberkeit verhöret oder vor rhat gelassen.
Der heylig Augustinus wider Julianum Pelagianum im xii. Cap. des vi.buchs160
gibt ein exempel von einer thür an einem hauß, durch die eingehn muß, wer ins
hauß will; da spricht man: Jederman muß durch die thür gehn, und meynet man
aber die alleyn, die ins hauß gehn wöllen. Also, spricht er drauff, hat es auch ein
verstandt mit disem spruch: Wie in Adam alle sterben, also werden in Christo alle
lebendig gemacht [I Kor 15,22], dann niemand kommet zum todt, dann durch den
Adam, und niemant kommet vom Adam, der nit zum todt müsse. Also kommet
niemand zum leben, dann durch Christum und niemand ist Christi, der nit zum
leben komme.
Was darff es aber rede? Wer weyß nit, das in aller schrifft wie |G4a| auch in
allen anderen sprachen dise wörtlin »welt« und »alle« jetzund für »vil«, jetzund161
für den grösseren hauffen deren, von denen red ist, ietzund161 für alle, so vil
155. Vgl. Anm. 114.
156. Vielen.
157. Jedoch.
158. Geschieht. 159. Bürgermeister.
160. Vgl. Augustinus: Contra Julianum 6,12; MSL44, Sp. 828.
161. Einmal ... einmal.
 
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