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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0092
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

seines willens gegeben, da würdt er nichts forderen. Er hat aber allen menschen
etwas geben, wie vor anzeyget ist. Rom.i [18ff.]. Den geyst aber, durch den man
dem wort Gottes recht glauben kan, gibt er nit jederman; so mage niemand auß
ym182 das Evangeli erkennen, ist im ein thorheyt i. Corinth.ii [14]. Noch ist schon
verdammet, wer an Christum nit glaubet. Und würdt also der glaub von meng-
lich183erforderet und aber nit jederman gegeben und thut dennoch Got niemand
unrecht.
Dis kan aber die blind vernunfft nit fassen, verfüret sich und andere mit irem
paralogisieren, falschen rechnungen, als diese ist: Ab eo quod est secundum quid,
etc.184. Darumb muß ihr Gott liegen183, ee sie ir blödigkeit und unwissen be-
kennen wölle. Höret sie, Gott erbarme sich, wes er welle, verherte auch, wen er welle
[Ro 9,18], faret sie gleich daher wie zun Röm ix. staht. Was klaget er dann noch?
wer kan seinem willen widerstehn? Was gibt aber der heylig Paulus des orts zu
antwort? Nit also, spricht er, O mensch, wer bistu, das du Gott antwortest, das ist, mit
ihm disputierest? Saget auch das irden geschirr zum haffner186, Warumb hastu mich also
gemacht? Oder hat der hafner, der den leymen187 arbeitet, nit macht, auß seinem bereyten
leymen zu machen dises geschirr zun eeren, das ander zun uneren? etc. [9,20 h].
Die Welt hat sich je und je hieran gestossen; so wellen dise geyster Gott gegen
irer vernunfft also verthedigen, damitt er ir nit ungerecht geachtet werde, als der
da etwas forderte, da er nichts hyngeleget hat. Syhe aber, frommer Christ, wie
fein sie es treffen. Erstlich setze, es sey, wie Hoffman mit vil anderen lugenthafften
geysteren fürgibt, Got gebe allen gleich vermügen zum | H 3 b | guten, so will ich
fragen, wo her doch denen, so solich vermögens wol brauchen, komme, das sie es
wol gebrauchen; ob sie das von irem selb haben oder von Got?Sagen sie, von
Gott, so haben schon dise etwas forteyl, und hat Got nit allen gleich vil ver-
mögens zum guten gegeben. Sagen sie dann, sie habens von ynen selb, so werden
sie etwas guts haben, das sie von Got nit empfangen haben; damit wurde dann
Gott nit meer Got sein. Dann Got sein ist: alles guts sein, geben und würcken.
Sehe, wie fein hat die vernunfft Got gerecht gemacht, das sie yn auch Gott sein
verleugnet.
Darumb hat es schlecht diese meynung. Alle erkantnuß und brauch götlicher
gnaden, und was man guts erdencken kan, seind lautere schencken und wercken
Gottes und wer mer guts thut, hat mer von Got empfangen. Daby aber haben
alle, die arges thun, die schuld irer boßheyt niemand anders dann inen selb zu-
zuschreiben, dann Got ist die gerechtigkeyt selb. Diese beid bekennen die gleü-
bigen guts einfaltigs hertzens, geben Gott die eer, das sie ja mer vermögens zum
guten empfangen haben, dann die verdammeten, was sie aber nit gutes, sonder
arges thun, geben sie ynen selb die schuld, ob sie wol dabey auch frey bekennen,
182. Von sich aus.
183. Jedermann.
184. Vgl.Anm. 116.
185. Lügen.
186. Töpfer.
187. Ton.

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