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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0093
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HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

89

das weder inen noch yemand anders kan möglich sein, etwas guts zu gedencken,
das ynen Got nit gebe. Und ob sich dann yre vermeinte vernunfft da etwas
rümpffen188 will, schreyen sie. O thieffe der uberreychen weyßheit und wissenheytGottes,
wie seind seine gericht so unerförschlich und seine weg so unerspählich [Ro11,33].
Die, so die säligkeyt gantz yederman gemeyn189 machen, wellen auch also
Gottes gericht auß yrem kopff ermessen; Gott, sagen sie, ist das ewig gut, wie
könde er dann seine geschöpfft ewig lassen gemarteret werden? So frage ich: Ist
Got das ewige gut, wie hat er seinen aller liebsten sun mögen solichen grausamen
todt leyden lassen, da er doch die menschen auch sunst wol hette erlösen mögen?
|H4a| Warumb hebt er sein gericht hie an seinem hauß also streng an, das die
gleübigen lieben frommen leüt, wa sie nit in künfftigen bessers verhoffeten,
erbetseliger190 weren dann alle menschen auff erden, auch die allerergesten.
i. Corinth.xv [19].
Thut aber Got daran nichts, das im als dem ewigen gut nit gezimmet, das er
ein esel, wie er geporen, lasset ein esel beleihen, ein wolff ein wolff, ein schlangen
ein schlang. So ist auch seiner ewigen güte nichts ungemäß oder ungereimet, das
er den gotlosen gotloß und also ewiger peyn ergeben bleyben lasse. Dann schlecht
mage sich mit ewiger güte Gottes vertrage, das sein gericht an seinem hause so
streng anfahet, und die aller fromisten191 so hart züchtiget, wie es unserem
fleysch geachtet würdt; so mage es sich freilich mit götlicher güte auch vertragen,
das sie in künftigem die hertzgrundsfeind alles guten ewig peinige und martere.
Was darffe es aber deren reden bey den gleübigen?Wann wirs dahin kommen
lassen, das wir mit unser armen vernunfft Gottes güte außrechnen wellen, so
würdt uns schon Gott nimme192 Got sein, das ist, das ewig gut; dann wirs gar offt
in vilen dingen meynten anders und besser zu machen: Uns würden freilich die
schaff müssen die wölff essen und die hüner die füchs, nit das widerspyl193 wie
es jetzund gaht. Wie offt müste es auch anders witteren194andere leüt reich und
gewaltig seyn?So wir dann nun in den geringesten wercken Gottes, in dem
wenigsten kreiitlin195 oder würmlin, ja in flöhen und leusen, die an uns wachsen,
seinen raht und weißheyt nit erforschen mögen, solten wir ja solichs nit understehn
am menschen, dem theuren hohen geschöpffe Gottes, das er zu seiner bildnüß
geschaffen, deßhalb das ewig wort mensch worden und den todt gelitten hat, dem
die Engel dienend; und [sollen] täglich die mannigfaltige weyßheit Gottes an im
lernen, Ephes.iii [10]. |H4b|
Wir wissen, das man besser, frommer, seliger leüt nit erdencken mage, dann
wir weren, so wir götlicher schrifft glaubten und gelebeten; so ists am tag, das

188. Winden.
189. Zum Gemeingut.
190. Geplagter.
191. Allerfrömmsten.
192. Nicht mehr, nie mehr.
193. Gegenteil.
194. Anderes Wetter geben.
195. Unscheinbarsten Kräutlein.
 
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