Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0107
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HANDLUNG GEGEN HOFFMAN

103

dann Christus der Herr, der doch in allem nichts dann den willen gethon hat des
vatters251, on Gottes bevelch mit disen kindlin gehandlet. | L 3 a |
Hoffman würfft für, der Herre habe aber die kinder nit getäuffet. Antwort: Er
hat auch kein alten täuffet, den tauff des geysts gab er. Richte aber, du frommer
5 Christ, ob nit das hend aufflegen und damit segnen eben so vil seye als uff seinen
namen teuffen und auff seinen namen täuffen so vil als hend aufflegen und segnen.
Bede seind ye nichs anders, dann mit worten und gnadzeichen die erlösung
Christi anbieten und darreychen. Dann alles, was wir im tauff den kinderen thun,
hat er ihnen mit seinem hendauflegen auch gethon, die weil er das zeychen des
10 tauffs gegen nyemand selb brauchete.
Auff die dritte einred: Der Herr hat heyssen die täuffen, die den glauben
veriehen252. Laß also sein, das doch nit ist, were darumb verbotten der glaubigen
kinder auch zu täuffen? Das sicht ein yeder frommer Christ, der das, so der Herr
Matth. 28 [19 f.] und Mar. 16 [15 f.] befohlen, recht ansehen wille, das des Herren
15 befelch an beden orten allein darauff gaht, das seine junger hinfür das Evangeli
mit worten und sacramenten nit allein den Juden, wie er ihnen zuvor gebotten
hat, sonder yetz allen völckeren predigen solten. Dann mir ist - sagt er - aller gewalt
gegeben in himmel und erden. Darumb leeret sie alle predigen mein Evangeli allen crea-
turen, und wer dem glaubet und tauffet würdt, der solle selig werden253. Das aber der tauff
20 nach der leere und glauben gemeldet, ist ja recht, die weil leere und glaube nit
allein mer dann der tauff ist, sonder auch dem täuffer fürgohn muß, dieweil nieman
seine kinder zum tauff Christi bringen würt, der nit durchs Evangeli dahin ge-
wisen sye. Das aber bey yedem leere und glaube, ee man ihn täuffe vorgohn müsse,
würt hierauß nimmer mehr geschlossen werden mögen.
25 Die beschneydung ist zwar erstlich eben also den alten als ein sigel ihres vorgen-
den glaubens geben worden. Roman. 4 [11]. Nachdem aber Gott die alten ange-
nommen hat, waren jetz auch ihre | L 3 b | kinder göttliches bundts genossen, dann
es staht: Ich will dein und deines samens Gott sein [I Mos 17,7].
Das wir dann von Apostolen leesen, das sye die bekennenden getäuffet haben,
30 ist daher: Der heylige Lucas wolt melden, wie das geprediget Evangeli angenom-
men worden sye254; darumb hat er alleyn der alten, so sich auff das gehört und
angenommen Evangeli teüffen liessen, zu gedencken gehebt; wie wol, da er auch
der gantzen hauß gesünden255 mit gedencket256, welche getäuffet worden seind,
ist denen, die Gottes ordnung recht ansehen, kein zweifel, die Apostel haben auch
35 kinder getäuffet.
Dann diß doch gar ein frevele unwarheyt ist, das Hoffman und sein hauff sagen.
Der kinder tauff seye erst durch die Bäpst auff kommen, so doch Origenes257über
251. Vgl. Jo 8,29.
252. Bekennen.
253. Das Zitat ist aus den oben angegebenen Schriftstellen kompiliert.
254. Vgl.Apg2,41.
255. Hausgenossen.
256. Gemeint ist hier wohl die Taufe des Kornelius; vgl. Apg 10.
257. Vgl. Origenes: Commentariorum in Epistolam B. Pauli ad Romanos 5,9; MSG 14, Sp. 1047.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften