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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0141
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

137

Von der weite und breite Christlicher gemeine.
Caput IIII.
Nun wöllen wir anzeigen, was wir besorgen, das fäle107 sey an ewer prediger lere,
wie leider derselbige fäl diser zeit allenthalb eben vilen leuten anhanget, wie auch
zun zeiten Pauli und wann je die lere Christi etwas dapffer und rein uff dem plan
gewesen ist, und wie solicher fäl zu besseren sie. Es lassen sich ire reden ansehen,
als ob sie nicht so gerad und allein auff den glauben an Christum sehen und auß
demselbigen erkennen uns Christo geboren werden. Das wir diß besorgen, ver-
ursachet uns, das sy sich so ernstlich von Papisten und Luterischen absünderen.
108Nun ist war leider, der Bapst ist unserem Herren Jesu gantz und gar zuwider,
dann er die bekantliche vertuncklung des heyligen Evangeli, das man nemlich die
leut auff menschen werck weiset, auch zuvil offenbare abgöttereien an die erstorb-
nen heyligen, ire gebein, bilder und anderm, sampt unleuckbarer verkerung der
gantzen Christlichen haußhaltung, auch so erschrocklichen lasteren der genanten
geistlichen wider unseren Herren Jesum verfichtet und darneben gern wurgete
und gar umbrechte, was im in disem seinen gotlosen furnemen nit beistendig sein
wille.
109Dabey aber seind gar vil tausent lieber frommer Christen allenthalb, die wol
noch etwas ins Papsts gehorsam leben, meinen aber warlich unseren Herren Jesum
von gantzem hertzen. Und was sy schon aller werck und ceremonien üben, steht
doch ir vertrawen alles allein auff Christo, unserem |c4a| Herren, wähnen, im
gefalle, das man inen im namen der kirchen auff leget. Soliche, wie sy iren
glauben auff Christum gerichtet und nit den Bapst, seind sie meer Christen dann
Papisten zu halten.
110So hat D. Luther uns bißher und noch geleret, unsere gerechtigkeit und
säligkeit alle allein bey Christo, unserem Herren, durch waren glauben suchen, und
das uns auch on solichen glauben nichts uberal nutzen möge. Item, das alle predig
und sacramentübung zu furderen disen glauben gebrauchet werden söllen, dann
der glaub des sacraments, nit das sacrament, wie Augustinus sagt, mache uns
fromm110a. Ob dann nun darneben an im selb D. Luthern und anderen, die es mit im
halten, allerley zu besseren wäre, ob sich schon siner lere vil auch fälschlich be-
rümen, achten wir diß doch nit gnugsam, das man darumb jemand under dem
namen Luterisch verwerffen oder verdammen sölle. Dann warlich, wer D. Luthers
lere volgen wurt, der wurt vor allem sich Christo, unserem Herren, durch gantzen,
waren, lebendigen glauben ergeben und in warer liebe jederman dienen. Wo dann
solicher glaub und liebe ist, da ist und lebet man in Christo, was joch daneben
mangel und fäl anhanget. Die falschen heuchler gehn uns nichts an, welcher partey
sy sich joch rümen.
107. Fehlerhaft, zu beanstanden.
108. Was des Bapst thun. [Marg.].
109. Vil frommer Christen under dem pabst. [Marg.].
110. Was D.Luthers lere. [Marg.].
110a. Vgl. etwa Augustin: In Ioh.ev.tr.25; CChr ser.lat.36, S.254.
 
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