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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0173
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

169

Herr verrhaten warde, nam er das brot, und als er gedancket, brach ers, gab es seinen jungern
und sprach: Nemenund essen, das ist mein leib, der fur euch geben wurt, thut mir das zu
gedechtnüs. Und den kelch desgleichen etc.284 Ja, wann der Christgleubig diß alles also
höret, recht vernimmet und im zu hertzen gehn lasset, wurt also angeregt auß
götlichen geyst, |i4b| befindet seine grosse not und wurt gantz begirig und
hitzig zu der gemeinschafft unsers Herren Jesu Christi, zu der angebotnen artzney
und speyß ins ewig leben, göht auch hinzu zum tisch des Herren, wie solle dem
doch immer meer anders sein, dann das er do Christum, unseren Herren selb
höret reden, selb sicht den seinen sich außteilen, fület und befindet in im selb in
unseren herren das ware hymelbrot, das glaub und liebe und alles guts, das ist
Christus, die gerechtigkeit Gottes, jetz vil gewaltiger dann vor in im lebet und
sich in hymlischen freuden und gantzem gotsäligen leben erzeiget, wie dann der
Herr sagt: Wer mein fleisch isset, und mein blüt trincket, der bleibt in mir und ich in im285.
Solte aber nun einem solichen auch ein beschwerliche red sein, wenn man sagt,
die sacrament seyen wie sigel götlicher gnaden und zusage?
Warlich, solang wir hie seind, mögen wir uns selber nimmer genug absterben
und Christum in uns fassen. Unser fleisch und blut mag das reich Gottes nit er-
erben285a, das ist, gantze gerechtigkeit erlangen, derhalb müssen wir immer trachten,
das wir des fleischs und bluts Christi mehr und mehr teilhafft werden, seitemal
dann der Herr soliche gemeinschafft sein286 in uns täglich furzubringen und zu
meren, selb diß sacrament eingesetzet und also mit der leiplichen speiß und tranck,
seinen leib und sein blut uns darreichet, welcher mensch, wann er nur dem Herren
glaubete und sich seiner ordnung hielte und gedächte, daß diß des Herren abent-
mal heisset und ist, nit des dieners, solte nit gern mit allen heyligen vättern und
Paulo selb sagen und bekennen, das diß brotbrechen und diser kelch die gemein-
schafft ist des leibs und blüts unsers Herren und also ein gantz herliche erinnerung,
vertröstung und bestätigung aller gnaden und barmhertzigkeit Gottes und deßhalb
gleichwol ein sigel | k 1 a | götlicher zusag zu nennen. Ein solcher wurdt auch wol
sehen, das man in disem allem noch all unser heyl und erlösung Christo, unserem
herren, allein zugibt, keinem menschen noch eusserlichem werck, ob wir wol
billich, da der Herr durch menschen und eussere wort und zeichen handlet, dieweil
wir selb auch noch eusserlich und leiplich leben und uns nach jetziger ordnung
alles ins gemiet durch die ausseren sinn bracht werden muß, den dienst der kirchen
und die heyligen sacrament mit aller danckbarkeit hierein geprauchen.
So vil von sacramenten ingemein. Es wölle sich auch niemans jergent an287 in
furgesetzten reden stossen, es wurt hernaher alles noch weyter erkläret.
284. I Kor 11,24-25.
285. Jo 6,56.
285a. Vgl. I Kor 15,50.
286. Sein: hier mit ihm.
287. Jergent an: an irgend etwas.
 
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