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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0179
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

175

darauß wöllen beweren, das auch bey uns die diener der kirchen sollen vor allem
volck eingesetzet werden, ja wöllen wol weiters darauß schliessen, nemlich, das das
volck habe sy zu welhen311a. In dem sy dann, wie oben gemeldet, mit disem irem
anziehen, dises exempels bekennen, das man in götlichen sachen ja312 konde ur-
sachen von dem ziehen, das auß Gottes ordnung bey den alten gehandlet worden
ist.
Und was darff es aber red, allenthalb in aller schrifft sehen wir, das wol und
recht geschlossen wurt, so man auß den exemplen der alten dasjenige von kinderen
Gottes des newen Testaments schleusset, das an denselbigen auch, wie an den
alten zun ehren Gottes dienen kan. Das aber wir domit, das wir der beschneidung
nach unsere kinder teuffen, thun, das by uns zun ehren Gottes dienet, beweiset
sich auß dem, das unser Herr selb mit außtruckten worten und exempel hat ge-
leret, unsere kinder auch seines segens teylhafft zelen und sy im einleiben, und das
mit wort und sacramenten. Das wir aber dazu den tauff brauchen, so er doch, der
Herr, das hendufflegen gebrauchet hat, ist die ursach hievor gegeben. Der Herr
hat gar niemant getaufft |1I b | und hat aber uns den tauff zum sacrament gesetzet,
dadurch die kirch erstlich die sünd verzeihe, new gepere, im einleibe.
Auß disem achten wir, ein jeder recht geystlicher sölle sehen, das die kirch
Christi des kinderteuffens, den sy von Apostlen empfangen, wie das Origenes und
Augustinus zeugen313, und seither biß uff jetz etlich jar und uff die leut, die
leider sust auch vil schwere ergernüs anrichten, on einiges widersprechen gehalten,
guten schrifftlichen grundt hat.
314Wurt auch hierauß die kirch gar nicht verunreiniget noch zerstöret. Wie wir
auß Gottes ordnung und zusag sollen, also versehen wir uns zu allen unseren
kinderen das best, betten fur sy, ziehen sy zu Gott, was kan diß unrath bringen,
wie solle das die kirch durch böse leute verstören? Wären wir hernaher eyferig mit
leren, warnen und straffen, auch bannen deren, die die kirch nit hören wöllen, das
kinderuffnemen wurde je nichts schaden, sonder das reich Gottes mergklich er-
bawen, die uns also von der geburt her jederman Gott ergeben und auff seinen
namen geheyliget wurde. Und schlecht stohn das exempel und die wort des
Herren so steyff da, das wir eintweders die kinder zum segen Christi und also in
seine kirch on einig sunderung oder außnemen lassen und uffnemen müssen oder
aber offentlich im, unserem haupt und Herren, in dem zuwider sein und handlen.
Nun ob man sy dann schon nit teuffete und neme sy nur mit hendufflegen in die
kirch uff, noch weren sy drinnen und folget alles das, so ewere prediger und die
irer meinung sind, klagen, das nemlich unbewärete uffgenommen und also die
kirch mit solichen verunreiniget wurde. Welches aber, wie jetz gesagt, gar nit zu
besorgen were, wenn wir hernaher recht und Christlich handleten.
Und so man meinet, es solte je so vil zur sachen thun, das man auch offentlich

311a. Vgl. >Wydder Andwurt<, SMTG I, S. 130f.
312. Sehr wohl, durchaus.
313. Vgl.MSG14, Sp.1047; CSEL28, 1, S.307.
314. Durch den kinder tauff wurt die kirch Christi nit verunreiniget. [Marg.].
 
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