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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0187
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

183

Dan was diser Apostel schreibt, ist alles seer hefftig, bringet allweg gar ernstlich
herfur, was in jedem handel ist, derhalb, do er vom volck, das sich on Christum
uff die werck des gsatzes wil vertrösten, redet, kann ers nitt tieff gnug verwerffen,
wie auch bey solichen nichts dan ware feyndschaft Gottes und alles güten sein
5 kan, darumb inen das gute gesaetz Gottes, und was Got den seinen je gutes gabe,
nichts dan den todt und verdamnuß bringen mag. Herwiderumb aber, so er vom
volck und gesatz Gottes an ym selb redet, erhebt ers auch so hoch, das es alles
ubertrifft. Gibt disem volck zu, das sy uns | m 3 b | tragen und alle fette des ewigen
lebens geben, Rom. 11 [16ff.], Eph.2[11ff.] und anderswo. Nachdem das Gott
10 Abraham zusagte, es solten durch seine nachkömen alle volcker gesegnet werden,
welchs sy dan auch durch Christum, den rechten somen Abrahe, und er durch sy
aller welt bewysen haben. Wer konde nun dise würde und höhe des volcks ymer
genug aussprechen? Also vom gesatz schreibt er, das es uns zur säligkeit under-
weyse, 2.Timoth. 3 [15].
15 Was konde er im meer zugeben? Es ist die Gottesleere, wa sey dan mitt glauben
wirt angenommen, do ist Gott selb, seyn heyliger geyst und alles güts, da verstäht
und brauchet man auch das gesatz recht und wol und mag nichts dann alle
säligkeyt geperen.
Nun solche wolt Gott haben zu seinen volck, hatt auch nie andere darfur er-
20 kennet oder gehalten, sein bundt hatt sich allweg daher gerichtet, das man in
liebet von gantzem hertzen, gantzer seel und allen krefften346a, darumb seind auch
im bundt Gottes nie andere in der warheit gewesen, er hat auch keinen anderen
seine beschneidung gegeben.
Zeitliche gütter, landt, fruchtbarkeit, gesundheit, frid und anders hatt er inen
25 verheyßen. Warumb aber? Das sy durch seyn güte ersettiget, in prysen und
lobeten, Deut. 8 [7 ff.] und fast durch das gantz funffte buch Mose. Uns hat er aber
diß alles auch verheißen, gibts uns auch, ob er wol die herlicheit seines geists und
des glaubens an uns offt durch fil trubsal meer dan beyn den alten herfurbringet
und großmachet. Der Herr hatt je selb gesaget, wir sollen sein reich suchen, so
30 werde uns das zeitlich alles hinzugethon. So heißt uns Paulus bitten und bittett er
selb fur die obren, das wir ein rüwig still leben füren in aller gotsäligkeit und er-
barkeit346b, das wir mitt keinem glauben bitten kunden, wenn wir des nitt Gottes
sondere zusag hetten. So |m4a| hatt der heylig Zacharias von der erlösung
Christi also gesungen, das er uns sölle helffen, das wir frey von der forcht der
35 feind im dienen in aller heyligkeit und gerechtigkeit alle tag unsers lebens347. Den
Corinthiern zeuget auch Paulus, das sy Gott hatt mit sterben und kranckheit
heimgesuchet umb ir farläßigkeit willen im götlichen handel, 1.Cor. 11 [30].
Darumb schlecht, so man will reden von dem volck Gottes, an im selb ists ein
volck und leib aller erwelten Gottes von anfang der welt biß zu ende, haben, alle
40 einen geyst, einen glauben, allein ists bey den alten alles tunckler, unfreyer und

346a. Vgl. Mt 22,37.
346b. Vgl. 1 Tim 2,2.
347. Vgl.Lk 1,74.
 
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