Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0195
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

191
linen geleert: Wer zu im komme mit unmöselem und simpelem hertzen, die will
er nit verwerfen372. Dann lasset gleich |o2a| sein, der Her habe diß hie auch
geleret, wie es dann wol und recht hierauß mag geschlossen werden. Dann müssen
die alten, wo sy yns reich Gottes recht komen sollen, werden wie die kindlin, und
das nit am verstandt, 1.Corint. 14[20], sonder der gelossenheyt, und das inen
Christus on yr zuthun helffe, freylich werden wir hie soliche gelossenheyt und
ergebung an Christum geleret. Und findet sich ja auch eyn mitstymmen mit dem,
das der Herr im 18. Matth. [3 f.] als er eyn kindlin mitten under die junger, do sy
sich drumb zanckten, welcher der grösser under inen seyn solte, gestellet, sagte:
Wo yr euch nit keret und werdet wie die kindlin, so werdt yr nit eyngohn yn das reich
der hymel,darumb, wer sich demütigen wirdt, wie die kindlin, der würt der grösser
sein im hymelreich. Noch mag nieman leügnen, daz diß orts der fürnemst handel
sey gewesen, das der Herr mit wort und wercken dargebe, er wölte auch der
kinder heyland sein, sy gehörten auch ins reich Gottes, und ja nieman möchte in
das recht kommen, er würde dann wie eyn kindt, das yn unsers Herr Jesus gantz
und gar new machete und im hülffe on alles zuthun eygner vernunfft und aller
krefften. Findet sich also, das ewere Prediger hie abermalß Ignorantiam elen-
chi bewysen, meinen, es streyte, das nit streytet.
Auch der gröste trost ist doch hierin, das der Herr uns helffe auß gnaden, nit
auß unseren wercken, das er uns in allem fürkomme, das er Adams fluch hyneme,
das auch sein erlösung gewaltiger seye dann des Adams verderben, Rom. 5.
Warlich, warlich der Satan sicht gar fil weyter in diser disputation dann ewere
Prediger und andere wöllen vernemen. Aller unser glaub und heyl stoht daran,
das wir erkennen, das uns unser Herr Jesus on alle unsere krefft hilffet, wider-
pringet und newgepüret. Dowider ist gar eyn gefärlicher einbruch, nit wöllen die
| o 2 b | gemeinschafft Christi zugeben, dann allein denen, die selb die sachen ver-
stehn, absagen, bekennen, yn absterben und schier ire eigene säligmacher sind.
Der Satan ist warlich tausentlistig und goht alle seine verfürung in aller welt bey
allen secten dohin, das er die menschen vom verdienst Christi und der gnaden
Gottes uff ire werck, yre versprechen, yre ordenung und Cerimonien weyset. Dann
er wol weißt, das kein rechte, ware fromkeit bey den menschen ymer meer sein
kan oder mag, wo sy sich nit einmal Gott durch Christum, den Herren, gantz und
gar ergeben als die allein durch den todt Christi verzeyhung yrer sünden und also
eyn genädigen Gott haben mögen, dann alß lang der glaub nit do ist, so thue
man, was man wölle, so ist es doch unserem eygen gewyssen noch nit genug,
schewet sich also noch ymer vor dem gericht Gottes, kan also Gott nit ver-
trawen oder in hertzlich lieben, domit ist auch kein rechte liebe zum nechsten
do, kein ware hertzliche zucht und erberkeit, nichts dan eyn vergebens marteren
in denselb fürgenommen wercken mit verzweyfflung an Gott und also mit einem

372. So Rothmann, der die Segnung der Kinder durch Jesus auf diese Weise gedeutet hat.
In seiner >Wydder Andwurt< schrieb er: »Das drengt aber nit, unsprechende kinder zu tauffen,
Dan Christus weiset damit, wer zu ihn kompt mit einfeltigenn, unnöselen und simplen hertzen,
die wil er nit verwerffen«. SMTG I, S. 134.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften