Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0196
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
192

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

haß Gottes, darauß auch eyn unertig373, ungeschlacht wesen folgen muß gegen
den leüten, die man gleich verdammet, mit nieman kein mitleiden hatt, sich mit
nieman vertragen kan. In summa, da ist nichts dann ein Pharisaisch wesen.
On allen zweyfel wil diß gifft auch in diser disputation dargeben werden, wol
on mercken filer, die den kindertauff anfechten, aber freylich nit on ernstlichen
uffsatz374 des Satans, der yme hiezu den weg allgemach bereytet, wie ers auch
schon bey dem mereren teyl aller, die den kindertauff verfolgen, eben dahyn
bracht hat, das sy der werck und yrer eygen werck mer dan des verdiensts Jesu
Christi achten. Ja, der erschröcklich verfürer Hoffman375 losset die erlösung dann
beschehen sein, so man das | o 3 a| Evangeli eynmal vernummen, darnach sy es des
fryen willens, recht und säligklich zu läben. Andere sagen, Christus hat die erb-
sünd bezalet und was vor der tauff gesündiget sye, das yberig müssen wir thun.
Solchs stecket warlich in disem so häfftigem widerfechten des kindertauffes. Dann
wo nit ettwas zu fil achtung uff unsere werck darhinder were, wie köndten doch
die leüt uff deren, so man teüffet, bekennen und versagen und also eigen werck
und thun, so fil achten, der Kirchen doher so vil hoffen, ja, das so wenig frucht
Christlichs lebens bey uns erschyne, dem fürnemlich die schuld geben, das die
leüt nit, ee sy geteuffet werden, der welt versagen, sich selb Christo begeben. Ist
nit der Herr, der das wöllen und thun gibt? Seind nit die menschen alle lügner376
und fehlen, wen sy gleych fil zusagen? Das ist wol war, Gott will sein gedeyen
geben zu der kirchenpflantzen und begiessen, aber diß steht alß fürnemlich darin,
das das Evangeli Christi geprediget wurdt, das er sein volck von sünden erlöse,
das er sy heylige und dasselbige on alles ires zuthun, on alle ire werck, die von
inen da weren. Diß ist wol war, die heyligung geschicht also, das uns Gott zu
seiner zeit sich zu erkennen und lieben gibt, und das von allen unser krefften, das
wir alles zu seinen Eeren thun und üben unß in guten wercken, die aber er in uns
würcket und wir durch in würcken, die er bereitet hatt, das wir darin wandlen und
also gleichförmig werden dem ebenbild Christi377, unser heil und säligkeit haben.
Doch muß der Herr die sach alle anfahen, er muß den ersten steyn legen, ja, er
musse by unß für und für ales thun und außrichten, wir komen auch hie in from-
keit nymer so weit, alle unsere säligkeit steht noch allein darin, das uns Gott die
sünden nit zurechne, das er den todt unsers Herren Jesu für unsere sünd zur be-
zalung uffneme.
Diß hatt nun der Herr in aller seiner leere und Sacramen | o 3 b | ten und allen
brauch derselbigen wöllen in seiner kirchen geleert, bekennen und dargeben
haben. Daher auch, als das bey uns kein zweyffel ist, hatt Gott die kinder bey den
alten wöllen beschnitten und bey uns getauffet haben und dazu hatt er auch geben
nit on besonderen radt seiner götlichen gnaden, das zum teuffen der kinder eben
373. Aus der Art geschlagen.
374. Vorsatz.
375. Vgl.F.O. zur Linden: Melchior Hofmann, ein Prophet der Wiedertäufer. Haarlem 1885.
S. 446-447.
376. Vgl.Ps 118,11.
377. Vgl.Ro8,29.

5
10
20
25
30
35
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften