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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0205
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

201

hätten ursach gehebt, etwas der kinder halb zu melden. Die Apostel leereten
allenthalb anfangs das Evangeli, das alle, die Christo glaubten, die rechten kinder
Abrahe weren und des segens, so disem und seinem somen verheissens, teylhafft,
und wie alle gleübigen von Heyden mit den Juden eyn volck weren, ynen als das
dem naturlichen rechten ölbaum auß den wilden eyngeimpfet. Auß disem folget
dann, und erkennet es eyn jeder für sich selb, das die kinder aller derer, so in
bundt Gottes komen, alß wol im newen Testament als im alten auch zum bundt
Gottes gehörend und das solichs auch mit dem Sacrament des bundts offentlich
in der gemein solle bezeüget werden. |q2b |
Daran lage als der span gegen den Juden, das sy dise geheymnüß nit fassen
wolten, das die Heyden sölten mit inen miterbig, mitleybig und mitteylhafft sein
der verheissung Gottes in Christo durchs Evangeli, Eph. 3 [6]. Darumb hatt der
Herr in seinem letsten befehl, als er wolte gen hymel faren, das so wol außtrucket.
Noch399 muste er dem Petro uber das eyngesicht400 vom hymel fürhalten, do er zu
Cornelio solte, Act. 10 [14f.], und doher ware es auch, das sich die brüder mit dem
Petro, als er den Cornelium geteüffet, zancketen, Act. 11 [2]. Doher hatt der heylig
Paulus auch in seinen Epistolen ymer diß bestritten.
Lucas in geschichten hatte vor zu beschriben, wie das Evangeli in der welt ist
angenommen worden, dozu ist im gnug gewesen, der alten tauff zu melden und
wie der den Heyden als wol den Juden ist mitteylet worden. Des teüffens der
kinder war überal kein ursach, etwas zu melden, dann derenhalben war uberal kein
zweiffel. Wo man des beredt werden möchte, das, wer uff den namen Christi ge-
teüffet würde, das der eyn wares kind Abrahe und des bundts Göttlicher gnaden
solte nun wie alle rechte kinder Abrahe teylhafft sein, da wüsten sy jetz alle auß
dem brauch der beschneidung und dem, so Abrahe zugesagt, das auch die kinder
solicher dises bundts der gnaden Gottes teylhafft waren und darumb eben mit
demselbigen bundtzeichen solten bezeichnet werden. Dan also hielte sich der
glaub Göttlichs volcks von anfang.
Man muß als sehen, was doch das Evangeli seye, was das bringe, dann das im
Evangelio das hauptstuck ist, das durch unsern Herren Jesum Christum beden,
Heyden und Juden, der gnadenbundt zugestellet, mitgeteylet ist und bestaht,
welchen Gott dem Abraham, dem vatter aller gleubigen, als wol der Heyden als
der Juden, verheissen hatt. Darumb sagte der |q 3 a | Heylig Paulus in der schul zu
Antiochia im land Pisidia: Wir verkünden euch die verheyssung, die unseren vättern
geschehen ist, das dieselbige Gott uns, iren kindern, erfüllet hatt, indem er Jesum ufferweckt
hatt401. Nun bestaht aber dise verheissung alle hieruff: Ich will dein und deines
somens Gott sein.
Also mögen nun alle frommen, unzenckischen Christen auß disem allen wol
sehen, das die geschrifften, so Ewere Prediger zum andern grund irer meinung,
das man die onsprechenden kinder nit Teüffen sölle, fürbringen, nit allein, das sy

399. Dennoch.
400. Vision.
401. Apg 13,32-33.
 
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