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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0215
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

211

sonder das Evangeli zu predigen. Diß sind die wort Pauli 1.Cor. 1 [12ff.], in denen
eyn jeder wol sicht, das Paulus das predigen des Evangeli als das fürneme dargibt in
seinem befelh von Christo und das tauffen als das weniger, dann je meer am pre-
digen gelegen, on das man nit wissen kan, was der Tauff seye. Freylich, Pauli
5 meinung ist nit also gewesen, das im Gott des teüffen gar nit hette befolhen,
dann er sust gar niemant geteüffet hette, nun hatt er aber ettliche geteüffet.
Und zwar hierauß konde eyn unzenckischer Christ auch wol leeren444, woher
kommet, das nierget besonders und mit namen gemeldet würt, das die Apostel
kinder geteüfft haben. Der alten bekennenden Tauff ist inen doch, gegen der
10 predig des Evangeli gehalten, so gering gewesen, das Paulus Gott danck sagt,
| s 2 b | das er nit fil getauffet hatt, dieweil sy sich wolten uber dem teüffen spalten,
und sagt, der Herr habe in nit gesandt zu täuffen.
Nun aber auß disem allem, so des orts Paulus meldet, hat man, das das Evangeli
predigen meer sye dan das taüffen, wo ist aber ettwas, daruß man schliessen könde,
15 das man nieman taüffen sölle, er sey dan zuvor gelert? Unsers Herren Jesu predi-
gen waren auch meer dann das hendufflegen, noch445 hatt der Herr die kindlin
damit gesegnet, ee er inen das Evangeli prediget. Also war auch bey den alten
meer, den bundt Gottes predigen, dann beschneiden, noch gefiele Gott, das an
den kinderen, so im bundt Gottes waren, das beschneiden fürgienge. Dann Gott
20 auch sich eyn heyland beweiset, ee durch uns seine leere könde vernomen werden.
Nun, das Ewere Prediger vom pflantzen und begiessen anziehen, liset man
1.Cor.3 [4ff.] in disen worten: So nun einer sagt: Ich hin Pauli, der ander, ich bin
Apollo, seyt ir nit fleischlich ? Wer ist dan Paulus ? wer ist Apollo ? anders dan diener,
durch die ir glaubet haben, und eyn jeder, nach dem im der Herr geben hatt. Ich habe ge-
25 pflantzet, Apollo hatt begossen, Gott aber hatts wachsen machen. Diß sind die wort Pauli.
Welches wörtlin ist nun hierin, darauß man nemen köndte, das Paulus durchs
netzen das teüffen verstanden habe? Welcher lerer hats doch je also außgelegt?
446Der heilig Paulus gibt sich und Apollo, die bede zu Corintho geprediget
hatten, exempelsweiß dar, wie er im fierden capitel schreibt, dann er wolt die noch
30 nit nennen, die die heupter der spaltung bey den Corinthiern waren, und dieweil
die Corinthier sich zu fil wolten an dieselbigen ire fürgenger hencken und sich
doher undereynander trennen, wolt er in im447 selb und Apollo, die bede den
handel Christi getreülich bey inen gefüret hatten, leren, das man solte in allem
uff | s 3 a | Christum sehen und sich nit also an die leut hencken, dann wenn die
35 schon ires ampts getrewlich warteten, wol und recht predigeten, so werens doch
nur diener an dem wort, welchs nichts verfienge, wo der Herr das wachsen nit
darzugebe. Hieruff spricht er: Ich habe gepflantzet, das ist, das Evangeli ertstlich
bey eüch geprediget, Apollo hat genetzt, das ist, hatt nach mir geprediget, und
dem, so ich durch mein predige bey eüch gepflantzet, fürtgeholffen, noch sind wir

444. Lernen.
445. Dennoch.
446. Was pflantzen und begiessen ym Paulo primo Cor. 3. [Marg.].
447. An sich selbst.
 
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