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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0218
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

sonder hab allein die Göttlich natur, wölche gelitten und für uns gestorben sie. Das
das Evangeli jederman zugleich werde mitgeteylet und bey uns stande, dasselbige
recht anzunemen: Das noch bekanter warheit463 der mutwilligen sünden kein buß
noch verzeyhung meer sey. Was mordirscher Prophezien gibt er dann auch für, an
welchen er doch nun, Got sey lobe, so offt lügenhafft erfunden worden ist! Dis
jar vor Herbst sagt er, es würde weins genug, aber vor krieg und mordt würde
man nit haben, die den wein ablesen, Gott sy lob, es ist besser worden. Do sind,
die gar kein sacrament meer brauchen wöllen464. Do sind, die sagen, die alten vor
Christi leiden haben keinen rechten glauben gehebt. Item, die sich dargeben, das
Gott mit inen im träum rede und bringen aber nichts dann torecht fabulen herfür.
Wie fil sind aber dann, die den jüngsten tag uff bestympte zeit geweyssaget haben
und falsch erfunden sind465 ! Do sind, denen alle predigen des Evangeli, so jetz
offentlich gohn von des glaubens an Christum gerechtikeit, nichts dann eyn ab-
brechung des Bapstumbs und mögen keinen zum Christentumb dienen, die rech-
ten Prediger söllen erst kommen und mit zeychen und wundern yre sendung be-
weysen. Yn Mehrren466 haben sy an ättlichen orten offentliche gemeinen, do ver-
bannet je eine die ander und ist nichts dann eyn jämerliche zerstörung und zer-
rüttung. Zu Waltshutt467 - ist eyn stettlin am Reyn ob Basel - die hatten eyn
Predicanten, eyn Doctor, der thett den kindertauff ab, teüffet die alten, darnach
kame er dahin, das er die burger dohyn vermocht, das sy wider iren Herren, Künig
| t1a | Ferdinand, die Büchsen den uffrierischen bauren gaben und sich zu inen
verbunden, komen468 also gar umb die reynere predig des Evangeli und Christ-
liche freyheit und in grosse not. Zu sant Gallen469 - ist eyn stat ob Costentz -
waren die widergeteüffeten in die unsynnigkeit kommen, wann sy die lust be-
standen470, gienge einer zu deren, die im gefiele, sy were in der Ehe oder nit:
Schwester, gib mir dein fleisch! So sagte sy: Ich gib dir das fleisch, verschon mir
des geysts und handleten also alle buberey. Item, in einem hauß wurden sy so
unsinnig, das eyn bruder dem andern vor yrer beden vatter, muter und anderen
kinderen sagt: Knewe nider, der hymlisch vatter will, ich soll dir den kopff ab-
hawen; Der knewet nider, diser hyege471im den kopff ab, das er dem vatter zun
füssen sprang, do lobten sy alle Gott, das des vatters will, meynten Got, also
volendet were, und gienge, der es gethon, selb zum Burgermeister und rhümet,
der will Gottes were volbracht, das man yn müste annemen und ym sein recht
463. Nach Kenntnis der (christlichen) Wahrheit.
464. Etwa Schwenckfeld. Vgl. G.Maron: Individualismus und Gemeinschaft bei Caspar
Schwenckfeld. Stuttgart 1961. S. 86ff.
465. Berechnungen des Jüngsten Tages für das Jahr 1533.
466. Mähren. Vgl. G.Loesche: Geschichte des Protestantismus im vormaligen und im neuen
Österreich. 3.Aufl. Wien und Leipzig 1930. S.447ff.
467. Waldshut. Vgl. T.Bergsten: Balthasar Hubmaier. Seine Stellung zu Reformation und
Täufertum 1521-1528. Kassel 1961. S.377ff.
468. Kämen.
469. St.Gallen. Vgl. K.Müller: Kirchengeschichte2,I. Tübingen 1919. S.327ff.
470. Die Begierden überfielen.
471. Hieb.

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