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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0221
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GES CH RIFT

217

Sacrament des hendufflegens gebrauchet hatt? Wer wilß doch sagen? Ein Sacra-
ment ist ein Sacrament und zeichen des gnadenbundts, es seye welches es wölle.
Dozu so wöllen Ewere Prediger, der fehl sey doher, das man durch den tauff in
die kirchen gelassen hatt und lasset, die nach dem Teüffel, der welt und fleisch nit
versaget und Christum, unseren Herren, nit bekennet haben. Wenn wir dan die
kinder schon nit mit dem Tauff, sonder mit dem hendufflegen solten segnen und
ins hymelreich uffnemen, wie der Herr gethon und zu thun befolhen hatt, kem-
men481 dennoch alß noch aller ge-| t3a|teüfften kinder in die kirchen, eben wie
jetzund, so mans teüffet, und folgete alles, das in disen weg folgen mag.
482Ey, wen aber soliche, die man schon erstlich mit hendufflegen segnete, dar-
nach teüffete, wenn sy nun konden dem Teüffel versagen und Christum bekennen,
so sähe man, wer selb willigklich wölte ein Christ sein. Wolan, ligt so fil an der
menschen bekennen und versagen, halte mans, wie der alten brauch gewesen, und
wann die kinder erwachsen sind, losse man sy also profeß thun und den beken-
nenden lege man die hend uff, die anderen schliesse man auß! Wie fil würden aber
yre kind zu solicher profession nit bringen? Und wie hette man fug, do jeman
außzuschliessen? Ob dann nit gleich wie jetz der gantze hauff wolte Christen sein,
wo man nit den ernst Christlicher warnung und verbannung wolte fürwenden?
Welchen, so man jetz bey dem, das die kinder geteüffet werden, fürwendete,
würde aller der verunreinigung der kirchen fürkommen, deren wir fürkomen und
weren sollen.
Ey, man solte aber die rechte sünderung bey dem Sacrament des Tauffs thun,
nit des hendufflegens. Wie also? Wo schrifft drumb? Der Tauff, wie beweret, ist
das Sacrament der widergepurt483, darumb solle es das erste sein.
484Das wolten wir aber unsere lieben brüder umb Gottes willen bitten, sy
wölten ir hertz do wol ersuchen, warumb sy doch so fil setzen uff das eüsserlich
absagen und bekennen der menschen. Sind die menschen nit alle lügner485?
Haben die Münch ire professionen nit herlichen gethon, ist drumb des haltens
desto meer worden? Ist nit der Herr, der das wöllen und thun würcket? Philipp. 2
[13]. Were die lautere lere des Evangeli bey uns blyben, und hetten wir die mit
warem glauben angenommen, so were in uns gewesen der heylig geist, der hette
alles zur besserung angerichtet und die verstörung verhietet, und was die waren
frucht des |t3b | Evangeli fürderen mag, eben gewaltig fürbracht.
Ey, Gott plaget uns dennoch auch, das wir am kindertauff wider seinen befelh
handlen. Welchen befelh? Wenn das ymermeer möchte dargethon werden, das der
Herr ierget geredt oder befolhen hatte, daruß konde geschlossen werden, das
kinderteüffen wider in were, so möchte wol folgen, das uns Gott hierumb auch
plagete, aber das würt kein Engel oder mensch ymermeer vermögen, sonder das

481. Kämen.
482. Christlich bekennen. [Marg.].
483. Vgl.Jo3,6.
484. Menschlich geloben und zusagen thut on Gottes werck nichts. [Marg.].
485. Vgl.Ps 116,11.
 
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