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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0247
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

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Er sagt aber dabey: Das ist mein leib, meinet auch keinen anderen, dan seinen
rechten, waren leib, dan er dran hienge604: Der fur euch gegeben wurdt. Wer wille nun
zweyflen, er gebe uns denselbigen gleich so warlich als das brot | A 3 b | er sagt je:
Nemet, esset, das ist mein leib. Also auch sein blut so warlich als den kelch, ja seinen
leyb und blut furnemlich, dann diß die rechte schencke605 hie waren, wie sy ein
ware speyß und ein wares tranck sind zum ewigen leben. Darumb es auch alles zu
thun ware und ist.
606Derhalb glauben und bekennen wir, das uns der Herr in seinem heyligen
abentmal mit dem brot607 seinen waren leib, also mit dem kelch sein wares blut
gibt. Wie dann diß die art der sacrament ist, das uns mit den sichtbaren zeichen die
unsichtbaren gaben Gottes mitgeteylet werden, durch den diener dienlicher-
massen, durch den Herren furnämlich. Diß bekennet also auch der heylig Paulus,
do er das brotbrechen gemeinschafft des leibs, den kelch gmeinschafft des bluts unsers
H.Jesu nennet, 1.Cor. 10[16]. Deutet und zeyget also das wörtlin: Das in den
worten deß Herren: Das ist mein leib uff zwey ding, den augen uffs brott, dem
glauben uff den leib des Herren, wie dan die art ist aller deren reden, do etwas
unsichtbares mit einem sichtbaren zeichen ubergeben wurdt.
608Von der beschneidung sagt der Herr: Das ist der bundt zwischen mir und
dir, und hiesse doch die beschneidung an ir selb das zeichen des bundts, Gen. 17
[10]. Als aber der bundt Gottes durch die beschneidung ubergeben ward, ware
also zu reden und auch von der beschneidung ze sagen: Das ist der bundt, dan
darumb ware es alles zu thun und uff den bundt geinge auch das wörtlin: Das.
Also konde man vom tauff sagen: Das ist die widergepurt, das ist die abweschung
der sunden, dann im tauff wurt uns diß mitgeteylet. Do der Herr den jüngeren mit
dem anhuchen den heyligen geist gabe und sagte: Nemen den heyligen geist, so er
hette gesagt: Nemen, das ist der heylig geist, were aber das zeygwörtlin »Das« nit
furnemlich uff den athem oder anhuchen des Herren, sonder uff den heyligen geist
gangen, ob es | A4a | wol den eusseren entpfundnussen609 denselbigen athem auch
hette anzeyget. Man gibt dem, den man zum künig machet, den scepter, dem
fursten das schwert und sagt, man gebe inen künigklichen und furstlichen gewalt.
Also haltet sichs in allen ubergaben, so mit zeychen beschehen.
610Söllichs nun, das uns der Herr in seinem heiligen abentmal mit brot und wein
seinen waren leib und wares blut ubergebe, hatt die Christliche gemein also je und
je erkennet, wie wir das bey allen heylgen vetteren lesen, welche alle bekennen.

604. Fügte hinzu.
605. Schencke = Gabe.
606. Mit brot und wein gibt der Her seinen leyb und blut. [Marg.].
607. Die Formel »mit dem brot« gehört zu B.s Grundauffassung des Abendmahls, die davon
ausgeht, daß zwei res im Abendmahl sind, ein Irdisches und ein Himmlisches, oder ein Sichtbares
und Unsichtbares. Vgl.B.s Kasseler Formel, WA Br 12, S. 167f., aber besonders die Wittenberger
Konkordie, WA Br 12, S.206, Z.4-7.
608. Wie brot der leybe Christi. [Marg.].
609. Entpfundnus = sensus, Sinneswahrnehmung.
610. Der H.vetter glaube. [Marg.].
 
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