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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0248
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

uns ein soliche gemeinschafft Christi im heyligen abentmal zugestellet und uber-
geben werden, durch die wir der leib des Herren und seine glider sind von seinem
fleisch und blut. Also lesen wirs by dem Hilario, Augustino, Chrysostomo, Cyrillo
und den anderen.
611So man aber fraget, wie entpfahen oder essen wir den leib Christi, bekennen
alle Theologen, die alten und jetzigen, das sollichs nit geschähe der weiß, wie man
sust leipliche speiß fasset und isset. Da wirdt nichts entpfintlichs geben, spricht
Chrysostomus611a. So sagen die jetzigen, weder die empfindlichen synn noch ver-
nunfft erreychen dise hymmlische speyß. Darauf folget je, das dise speyß - eygent-
lich zu reden - durch das gleubige hertz gefasset werde. Also ist aber dise speyß
und gemeinschafft unsers Herren kein läres gedicht, sonder ein warhafftig, satt
werck Gottes, das der Herr in uns naturlich und leiplich wone und lebe, wie der
heylig Chrysostomus, Cyrillus und Hilarius davon reden612. Dan wir - geben sy zur
ursach diser reden - seine glider und seiner natur sindt, daher wir jetz der gerech-
tigkeit und in kunfftigem auch der seligen unsterblichkeit teilhafft werden. Welches
alles nit irdischer- noch fleischlicher-, sonder hymlischer-, geistlicherweiß, doch
in götlicher und thätlicher warheit geschicht, wurt |A4b| gefasset im glauben,
ereyget sich aber und thut sich herfur durch das ware, götsälige leben an leib, seel
und geist, die alle dadurch zum dienst und eeren Gottes geheyliget und gesäliget
werden.
613Wer sich wölte stossen an die red »leiplich» und »naturlich«, wölche die gemelten
heyligen vätter brauchen, der gedencke, daz sy wöllen dem heyligen geyst in Paulo
nachreden, der je sagt, wir seyen der leib und glider des Herren, fleisch von seinem
fleisch, gebein von seinem gebein. Item demnach, das der Herr sagt: Wer mein
fleisch isset und trincket mein blut, der bleibt in mir und ich in im, und wie mich der lebendig
vatter gesandt hatt und ich lebe umbs vatters willen, also wirt, der mich isset, leben umb
meinetwillen [Jo 6,56]. Wer weyßt baß, was wort und weysen zu reden hierin zu
gebrauchen seyen dann der heylige geist? Bey demselbigen sollen wir gern bleyben.
Man kan dennocht wol, was fleischlicher gedancken sind, der schrifft zuwider, er-
kennen und abtreyben. Es müssen einmal entlehneten reden vom leiplichen thun
sein, damit wir die hymlischen ding leren söllen. Wer weyßt aber nun die besser zu
entlehnen und abzuziehen dann der geist gottes? Des sprach gewone614 man und
lere seinen synn!
Solliche gemeinschafft des Herren, welche uns wol auch durchs Evangeli und
tauff erstlich geben und gemehret wurdt, aber durch das sacrament des heyligen
abentmals besonders und eygentlich und auch herrlicher, sicht der heylig Augu-
611. Wie man den leyb Christi isset. [Marg.].
611a. Vgl.Anm. 612 und 643.
612. Chrysost. in vi.Iohan. et xxvi. Matth. Cyril in Iohan.vi.xv.Hila.lib.viii.de Trinitate. [Marg.]. -
Vgl. Chrysostomus: In Johannem Homilia 46; MSG 59, Sp.260; In Matthaeum Homilia 83;
MSG 58, Sp.743; Cyrill von Alexandrien: Homilia 10; MSG 77, Sp.1018-1023; Hilarius: De
Trinitate, lib. 8; MSL 10, Sp. 247 A/B.
613. Wie die vätter das wortlin naturlich und leiplich verstohn. [Marg.].
614. Pflege, gewöhne (sich) an.

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