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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0254
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

trincken söllen, dabey uns erinneren, verkundigen, gedencken, das er sein leib
und blut fur uns am creutz geopfferet hatt und diß speise unser seelen, dabey
söllen wir uns auch miteinander zu Christlicher liebe verbinden und halten, der-
halb es auch nit zweyer oder dreyer werck seye, sonder der gemein Christi. Das
brot und wein seyen auch nicht der natürliche leib und das naturliche blut Christi,
auch seye der natürliche leib und das naturliche blut des Herren nit in dem brot
und wein, auch nit dabey oder darunder, dan allein der gedechtnuß und bedeutung
halb. Brot und wein | C1 a | werde der leib und das blut des Herren geheissen, das
sy seins leibs und bluts gedenckzeichen sind, gleich als das lamb ware der uber-
gang641.
642In disem iren dargeben haben wir erstlich den fähl, das sy das furnemest im
heyligen abentmal nit außtrucken, das nemlich uns der Herr sich selb, seinen
waren leib und wares blut do schencket und gibt mit den sacramenten brot und
wein. Wir söllen ja seinen tod da verkundigen, und das er befolhen und geben,
thun zu seiner gedächtnuß, dasselbige ist aber nit nur schlecht brot essen und win
trincken, sonder vom Herren empfahen und niessen seinen waren leib und blut,
den und das er uns warhafft mit gleubigen hertzen zu fassen und niessen dargibt
alß dem leiblichen mundt das brot und den wein. Er sagt je: Nemet, esset, das ist
mein leib. Trincken darauß alle, das ist mein blut642a. Diß, der ware leib und das ware blut
des Herren, ist hie die rechte schencke und gabe, zu welchen der Herr darumb
sichtbare und befindliche zeichen, brot und wein, brauchet, das wir noch leiplich
und entpfindtlich sein, und was wir ins hertz fassen, durch die eussern synn
schepffen und hineinbringen müssen. Also gibts der heylig Chrysostomus dar in
Matth[aeum] Homelia 83, desgleichen Dionysius De coelesti Hierarchia643. Auch
gibts die schrifft selb also, dann sy allenthalb den Herren einfüret mit uns handlen
uff weiß und art, zu deren er uns geschaffen. Nun ist das wie oben, do wir unsern
glauben von sacramenten ingemein dargeben, unser art und eygenschafft, das wir
in allem wichtigen ubergeben unsichtbarer dingen mit und neben den worten
sichtbare zeichen brauchen.
Darum, so wir die wort des Herren selb ansehen und denselbigen nach, als wir
söllen, richten und leren wöllen, müssen wir warlich die ubergab des leibs und
bluts Christi in seinem heyligen abentmal das furnemest und höchstes halten, auß
| C1 b | dem dann fleusset, das wir im recht lob und danck sagen konden und
seine644 nymmer vergessen. Uns ist ja nit genug, das er am creutz fur uns gestor-
ben, er muß auch selb in uns leben und uns seines fleischs und bluts gemeinschafft
mitteylen. Dann unser fleisch und blut das reich Gottes nit ererben mögen,
1.Cor. 15 [50]. So dan er, unser heyland, Gott und Herr, der die liebe selb ist645,
in uns lebet, so seind wir auch mit allen unseren mitglideren im warer götlicher
641. Ubergang = das Vorübergehen (Passah).
642. Was im heiligen abentmal das furnemest. [Marg.].
642a. Mt 26,26 ff.
643. Vgl.Chrysostomus: In Matthaeum Homilia 83; MSG 58, Sp.743. Dionysius Areopagita:
De Caelesti Hierarchia I,3; MSG 3, Sp.121-124.
644. Seiner.
 
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