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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0256
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

und kein anders uns gereychet und geben, und das mit brot und wein. Aber mit
denselbigen gar nit natürlicherweiß vereynba-|C 2 b | ret, dreyen oder drunder
reumlich geschlossen, sonder sacramentlich. Das ist aber auch nit nur schlecht
deutlich, sonder das uns da auß des Herren ordnung und selbs werck und gabe
durch den diener und mit den zeychen brots und weins von im selb er selb also
warhafftig, wesenlich und thätlich ubergeben wurdt, das wir in im und er in uns
natürlich, das ist durch gemeinschafft seiner natüren, ist und lebet, wir sein leib
und glider sind, wie es die lieben heyligen vätter auß den worten des Herren selb
und Pauli erklären und dargeben. Doch zu keiner zerstörlichen bauchspeiß, die
von natürlichen krefften begriffen und verfasset wurde, welchs auch nieman saget.
Der Herr handlet do ausserlich durch seine herliche und deutliche oder sichtbare
wort, die predig und sacrament inwendig durch sein götliche krafft, welchs als im
glauben erstlich erkennet und entpfangen werden muß, on den nieman umb die
ding etwas wissen mag, 1. Cor. 2 [5], aber demnach befindet diß alles thätlich unser
geist, seel und leib, 1.Thess. 5 [23], dann der Herr gantz und gar in uns lebet, er-
gentzet uns auch zu allen teylen und vereyniget uns im und sich mit uns. Diß ver-
mögen je die wort des Herren und Pauli, das und nichts anders ist die ware ge-
meynschafft des leibs und bluts unsers Herren Jesu, die uns in disem brot brechen
und kelch mitgeteylet wurdt, 1. Cor. 10 [16]. Nun von ursachen ewer prediger, die
ja aller ding satt worhafft und wesentlich ist, und ist doch alles nit fleischlich noch
nach art diser zeit. Man darff do weder von raum noch platz, von keinem uff- oder
abfaren noch leiplicher art gedencken. Es ist ein handel des newen testaments und
reichs Christi.
Wie auß unverstand der gegenwertigkeit Christi im abentmal
wider soliche gegenwertigkeit gefochten wurdt.
Cap. XXVII.
Ewere Prediger, sofil wir ire einreden vernemen konden | C 3 a |, geben drey ur-
sachen irer meinung. Die eine von dem leib Christi, die ander von der art unser
seelen, die drit von deren speyß. Der leib Christi, sagen sy, mage nit meer sterben,
darumb mag blut und fleisch an im nit meer zerteylet werden, darumb konden sy
nit brot und wein sein, die im heyligen abentmal zerteylet dargeben werden. Die
seel kan nit mit brot und wein gespeyset werden, darumb mage aber man der
natürliche leib und das natürliche blut des Herren, welchs die fürung648 der seelen
ist, nit brot und wein sein. Item, die speiß der seelen machet sy sälig, das thut der
leib und das blut des Herren, brot und wein mogents nit thun, darumb ist der leib
und brot des Herren nit brot und wein.
In disen dreyen ursachen allen ist ignorantia Elenchi, ein vermeinter streit.
Nieman ist, der den leib und das blut Christi mit brot und wein natürlich ein ding
mache. Nun schliessen aber gesetzete ursachen ewer prediger allein gegen denen,
die diß setzen. Dan die sacramenlich einigkeit zwischen dem brot und leib Christi,

648. Nahrung.
 
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