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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0257
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

253

zwischen dem wein und seinem blut, wiewol sy warhaffte gegenwertigkeit und
dargebung des leibs und bluts Christi in sich hatt, so verendret sy doch und ver-
mischet den leib und das blut nit mit dem brot also, das drumb müste der leib und
das blut des Herren geteylet sein, wie do brot und wein geteylet wurdt, oder das
der leib und das blut Christi an inen selb gesehen, geschmecket, getastet und also
zerstörlich wurden.
Folget auch nit, das drumb brot und wein oder etwas zergenglichs ein speiß der
seelen sy, dann, wie gesagt, als der mensch von leib und seel ist, und was die seel
fassen soll, nach natürlicher ordnung durch die eusseren synn yr furbracht wurdt,
hatt der Herr gegen uns nach unser art handlen wöllen und mit den leiplichen,
sichtbaren zeichen seine geistlichen und unsichtbaren gaben ubergeben. So man
ein könig krönet, ein Bischoff | C 3 b | weyhet, wurdt gesagt, man habe dem ge-
kröneten künglichen gewalt, dem geweyheten bischöfflich ampt ubergeben oder
einen kunig und Bischoff gemacht, und ist im649 auch also. Also sagt man von
allen ubergaben, die mit zeichen geschehen, und ist auch also. Darumb folget aber
nit, das die krön, scepter und dergleichen zeychen küniglicher gewalt, buch, stab
und dergleichen Bischöfflich ampt, halm650 und andere zeichen besitzung der
ubergebnen gütter an inen selb seyen. Noch werden die ding alle mit iren zeichen
warlich ubergeben.
Als wir, die hie zu Straßburg im H. Evangeli dienen, in die disputation von
disem sacrament zwar wider unsern willen gezogen waren und uns bey Christlicher
warheit zu vertedigen, schreiben müsten, da haben wir auch dise argument ge-
brauchet651. Dann wirs, wie vorgemeldet, anders nit vernemen konden, dann man
wölte ein natürliche einigkeit zwischen brot und wein setzen und auß brot und
wein die speiß des lebens machen. Derhalb wir in allen unseren schrifften, hievon zu
latin und teutsch652 außgangen, ditz allweg unser argumenten conclusion und
beschlüß ist. Es werde der leib Christi nit natürlich, Physico modo, zu brot oder
brot zum leib Christi oder die zwey ein ding gemacht und verendetet oder der leib
Christi ins brot reümlich geschlossen. Derhalb, sobald wir auß den nachgenden
schrifften vernomen, das dises die, welche darfur auß iren vorigen schrifften ge-
halten waren, nit setzten, macheten weder den leib Christi und das brot ein ding
natürlicher einigkeit noch das brot und wein an in selb zur speiß der seelen. Do
haben wir seyther, ist nun v jar653, in offentlichen schrifften und sust understanden,
649. Ist dem so.
650. Halm: das Fortwerfen und Hinschleudern eines Halmes zum Zeichen feierlicher Auf-
lassung, Entsagung oder Kündigung, besonders der Übertragung von Grundstücken durch Ge-
schenk, Verkauf und Verpfändung war ein altes Rechtssymbol der Franken, Bayern und Ale-
mannen. Vgl. Grimm 4, Sp.239.
651. Vgl.R.Stupperich: Straßburgs Stellung im Beginn des Sakramentstreits (1524-1525).
ARG 38. 1941. S. 249-272.
652. B.s frühere Schriften über das Abendmahl. Vgl.u.a. lateinisch: 1.Propositiones mini-
strorum ecclesiae Argentinensis (1524). - 2.Ad Jacobum Otterum (1525). - 3.Instructio ad
Wittenbergenses (1525). - Deutsch: 4.An J.Ritter Landschad von Steinnach (1525). - 5.Gut-
achten über die Schwabacher Artikel (1529). - Vgl.BDS 3, S. 399-471.
653. Seit fünf Jahren, d.h. seit dem Marburger Religionsgespräch.
 
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