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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0259
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

255

Ob man die leut, ee sy zum tisch des Herren gon, vor berichten657 solle.
Cap. XXVIII.
Ewere Prediger verwerffen den Marpurgischen658, das sy rathen, das man die, so
zum tisch des Herren gohn wöllen, vorhyn allemal verhöre659 und examiniere,
sagen, es sey Papistisch und von unnöten, wo anders ein rechte kirch ist. Es solle
sich ein jeder selber probieren und der tisch des Herren nieman geweret werden,
dann der des bannes werdt sey.
Wir achten, lieben Herren und freund, das nieman sey uff erden, der lere, das
uberal nieman zum tisch des Herren gelassen solle werden, er sey dann allemal
zuvor verhöret und exami-|D 1 a | nieret. Es konden je etliche der kirchen so be-
kant und beweret sein, das ja mit inen keines verhörens ursach ist. Wir halten aber,
die Marpurgischen heben diß gesetzet ingemein fur den einfalten, unbewerten
hauffen, der warlich mag hoch gebessert werden, wo er etwan besonders wurdt
angesprochen und der hendel Gottes bericht. Darumb solte man soliche Christ-
liche ordnung, do nichts dan Christlicher bericht der einfältigen gesuchet wurdt,
kein gewissen bestricket660, nieman mit unbesserlichem last auß tyranney be-
schwäret, wie es sich mit der Päpstlichen beicht haltet, papistisch schelten.
Es solle sich der mensch ja selb probieren, das ist geschickt und gemeß beweisen
zu disem tisch. Wamit wurt er aber diß thun? Allein mit ersuchen by im selb, wie
es umb in steh? Freylich nein! Er findet nymer fil guts by im selb, sonder mit
Christlichem rath und bericht süchen, domit man die sund auß Gottes gesatz
recht erkenne, lernen sich Christo, unserem Herren, recht nahen und gantz er-
geben. Erkennen und glauben, was im der Herr diß orts schenken wille, das er
sich beweyse und erzeyge disen theuren gaben bekentlich und danckbar661. Das
wolt S. Paulus mit disen worten dokimazeto de anthropos heauton [I Kor 11,28], nit
das einer sich selb allein erforschen solte, dan die Corinthier sich bey dem tisch
des Herren und disem heyligen sacrament mit spaltung und anderem disem säligen
handel gar uneben und ungemeß bewysen hatten, dowider hatt der Heylig Paulus
auch diß geredt.
Es ist auch wol war, man hatt nieman vom tisch des Herren abzuhalten dann
der verdienet, das man yn verbanne. Welcher ist aber ein warer Christ, der sich
beschweren662 könde, zun zeyten vom handel Christi besonderen bericht zu ne-
men, und das von seinem seelsorger, seinem ordenlichen diener des | D1 b | heyli-
gen Evangeli, von dem, der fur in soll Gott rechenschafft thun, des ubung auch in
götlichem gesatz stätigs sein solle und deshalb billich vor andern tauglich zu
leren und ermanen zu Christlichem leben gehalten wurdt? Hatt nit Paulus die
seinen nit allein ingemein, sonder auch besonders geleret und hermanet? O, das
657. Berichten = unterrichten.
658. Vgl.SMTG I, S.138.
659. Verhören = abhören.
660. Gebunden.
661. Der mensch bewere sich selb. [Marg.].
662. Beschwert fühlen.
 
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