Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0279
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

275

religion, so jetz spennig57, zu handlen und anzuzeigen, so man einsteyls der alten
kirchen und heyligen vätter, ja auch der fürnemen schullerer58, anderteyls deren,
die man des neuwen glaubens schiltet, lere und breuch recht wil ansehen, das man
noch so nahe bei einander ist das alle, so zu christlichem leben und friden auch
lust haben, zu einigkeit christlicher lere miteinander noch leicht kommen möchten.
Bin auch guter hoffnung, wer dise gespreche mit gotlichem gemüt liset, der wirt
mir in dem zufallen. Dises biechlin hab ich nun, gnädigen, christlichen herren,
E[uer] G[naden] darumb wöllen zuschreiben, das ich daran nit zweyfle, als E[uer]
G[naden] zu christlicher befridung Teutscher nation neben anderen tewren tugen-
den eiferig seind, dise meine arbeit solle durch sie etwas weyter kommen, vilen
annemlicher sein und also desto mehr frucht bringen. Es ist ja nit ein geringe
anzeyg eins gar christlichen geysts und eyfers, das E[uer] G[naden], als Kaiser-
liche] Ma[jestät] auß Italia in Teutsche land kommen, sich uff yren eignen kosten
zu derselbige gohn Inßbruck verfüget und da nichts underlassen haben, das
Teutsche | A4b | Nation der religion halb im Herren zu befriden, und das die
streitige puncten christlicher lere in der forcht Gottes und warer lindigkeit zu
recht christlichem verstandt und einigkeit bracht wurden, dienen möchte. Dahin
sie sich auch hernaher nit wenig und nit on besondere frucht bearbeytet59 haben60.
Auß disem, und das E[uer] G[naden], wie die verdienet, bey Kaiserlicher]
M[ajestät], auch anderen hohen fursten eins furnemen ansehens, seind alle Gottes
kinder, die dis E[uer] G[naden] so gotselich eiferig gemüt diß treffenlich ansehen,
erkennen gar guter hoffnung, sie, E[uer] G[naden], sollen noch auch dazu nit
geringe furdernüß61 thun, das wir, wa62 der Bapst je nit wil ein algemein christlich
Concilium verwilligen, als er auch, wie seine sachen ston, nit wol kan, doch ein
Nationalversamlung erlangen möchten, solte, ob Got wil, zu grossem guten nit
allein Teutscher nation, sonder auch gantzer christenheit mercklich dienen. E[uer]
G[naden] zweyfle ich nit, als sie Christum unseren Herren recht lieben und nichs
höhers dann uffgang63seines reichs begeren, werden diß meine wolmeinung,

57. Strittig.
58. Schulgelehrten, Scholastiker.
59. Bemüht.
60. Die beiden Grafen reisten 1530 zusammen mit dem kursächsischen Vertreter Hans Dolzig
im Auftrag des Kurfürsten Johann dem nach Augsburg ziehenden Kaiser entgegen. Der Kur-
fürst, der nach bereits fünfjähriger Regierungszeit noch nicht vom Kaiser belehnt worden war,
hoffte bei diesem über Wilhelm von Nassau-Dillenburg, den Bruder von Karls erstem Kämmerer
Heinrich, geneigtes Gehör zu finden. Wilhelm selbst aber hielt sich an den Sachsen, da er einer-
seits der Reformation zuneigte, andererseits jedoch mit Philipp von Hessen und Katzenelnbogen
im Streite lag. Diese Gesandtschaft verlief jedoch erfolglos; vgl. K.Brandt: Kaiser Karl V.
Werden und Schicksal einer Persönlichkeit und eines Weltreiches I. München 1937. S.260f. -
Als im folgenden Jahr der von den Türken bedrohte Kaiser einen Vergleich in den Glaubens-
fragen anstrebte, waren es wiederum die beiden Grafen von Nassau und Neuenaar, die - jetzt in
kaiserlicher Mission - zwischen Karl und Johann von Sachsen zu vermitteln suchten; vgl.
J.Janssen: Geschichte des deutschen Volkes 3. Freiburg 1881. S.229f.
61. Förderung.
62. Sofern.
63. Anbruch.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften