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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0287
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

283

auch alweg demselbigen nach mit hertz, wort und wercken beweisen. Als11 es
sagt dir eyner viel guts zu on einigen deinen verdienst, und du glaubest im, er
thut sich gegen dir auß und beu-1C1 b | tet sich dir an von im selb auß lauter un-
verdienter liebe zu dir, als der dir zu deinem treffenlichen frommen115 helffen
wölle und künde, und du hast glauben an in, frage ich dich, mage auch sein, das
du ein solichen nit theur und hoch haltest und das mit worten und wercken be-
zeugest, und fürnemlich in allen demjenigen, das er von dir dozu, das er also
deinen grossen frommen schaffe, gantz billich erforderet und dir auch wol zuthun
ist?
Gotp.e: Ich achte, wer wol von einem halte und nit zweiffle, das es derselbige
gut gegen im gemeyne und vorhabe, das er gegen sollichem seinen so wolwellen-
den freünd eygentlich auch ein freüntlich liebend hertz haben werde, bereyt, im
herwider zu dienen, und bevorab wirt er dazu müssen willig und lustig116 sein,
das derselbige sein freünd im zu gutem an in forderet.
Goth.: Wolan, so dann nun unser Herr Jesus Christus aller welt durchs Evan-
gelium verzeyhung der sünden, ein guten geyst und das ewig leben zusagt, zeuget
auch, das wir im ewigen todt bleiben, wo er uns nit helffe, wie wirdts da möglich
sein, das yemand dem Herren in sollichem glaube, das ist, an sollichem allen gar
nichs zweyfele und den Herren nit theur und hoch, ja über alles, das da ist, halte
und liebe, auch mit geneygtistem willen, allem dem nachzukommen begere, das
der Herr von uns zu unserem heyl erforderet.
Gotp.: Ich weiß, was ich sagen sol. Ich sehe wol, wa du hinauß wilt. 116aNun
ist dannoch auch »fides informis«, ein ungemachter, ungestalter glaube, der solliche
lieb und thättliche volg der lere Christi nit gibt oder mitbringet.
Goth.: Wer sagt das?
Gotp.: Wer? Die gantze schul der Theologen117. Es seind aber euch nichs dann
Sophisten, verachtens alles.
Goth.: Wir wöllen niemand verachten, der anders die warheyt saget. Wer aber
nun in Göt-| C 2 a | tlichen sachen die warheyt sage, sollen wir nit dasselbige auß
der göttlichen schrifft suchen und lernen?
Gotp.: So sihe die schrifft ja an, sagt die nit von Juden im hundertundsechsten
Psalmen, das sie den worten Gottes, da er sie durchs rot meer gefüret, von feinden
erlöset und die feind im meer ertrencket het, geglaubet und im ein lobgesang ge-
sungen haben, und gleich eylends haben sie sein vergessen und uff seinen rath nit
wöllen warten118? Also findet man auch im newen testament, das etliche ge-
e) Goth. - f) iuformis.
114. Zum Beispiel.
115. Nutzen.
116. Begierig.
116a. Fides informisf, der unthettig glaube. [Marg.].
117. Thomas von Aquin: S. th. 2,2, q4, a4f.
Die Begriffe »fides informis« für den bloßen und »fides formata« für den in der Liebe tätigen
Glauben finden sich zuerst bei Petrus Lombardus; vgl. RE 6, S.677.
118. Vgl. Ps 106,7-14.
 
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