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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0289
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

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darnach, das man sicht den samen göttliches worts bey inen uffgohn. Aber dieweil
by inen kein ernewertes und recht gründtlich erleuchtes hertz ist, das der Herr ein
fein, gut hertz nennet, so glauben sie, wie er sagt, zu irer zeit, aber zur anfechtung stohn
sie ab, dann sie haben kein wurtzel das ist, ein recht durchtringende erkantnus Gottes
[Lk 8,13-15]. Soliche waren die auch, die zu Jerusalem an den namen des Herren
glaubten, und er sich aber inen nit glaubet127. Dann sie im glaubten, dieweil sie
viel zeychen sahen, hatten auch kein wurtzel, kein satten verstand128 Christi, das
sie jetz in im weren gewesen und hetten in in inen gehabt.
Gotp.: | C3 a | Noch129 glaubten sie an seinen namen und hatten ein glauben?
Goth.: Die teuffel glauben doch auch und erzitteren [Jak 2,19] darumb, dann sie an
Got nur den richlichen130 gewalt glauben. Noch, dieweil sie etwas glauben, so
thuts auch etwas by inen. Also helt es sich mit allen, die etwas an unseren Herren
Christum glauben und sich doch an in nit gentzlich ergeben, das do liebe und gute
werck folgeten.
Gotp.: Du zeuhest den Jacobum an, und ist er doch wider euch, dann er be-
kennet einen glauben on werck.
Goth.: Saget er aber nit, das derselbige glaub todt sye131? Nun, ein todter
mensch ist kein mensch. Wiewol Jacobus redet hie von den recht guten wercken
der liebe, wölliche allein auß dem waren frommachenden glauben fliessen, und der-
halb heysset er ein todten glauben, was man glaubet on die rechte, satte ergebung
an Christum, wölliche allein der recht Evangelisch glaube - also nennet in Augu-
stinus132- bringet, da man dem gantzen Evangeli glauben gibt. Noch, hetten die,
von wöllichen Jacobus des orts redet und inen einen todten glauben zugibt, gar
keinen glauben gehebt, sy hetten sich Christlichs namens, der dazumal so ver-
hasset war, gar nit angenommen.
Gotp.: Wie, wanns soliche leut weren gwesen, die sich christlichs namens an-
genommen hetten gar auß keinem glauben zu Christo, sonder mehr an die
christen, denen sie in dem hetten hofieren wöllen und dadurch inen zeytlichen
geits133 suchen?
Goth.: Nun, man hat dazumal, wie schewlich134 der namen Christi ware, auch
wol gefunden, deren Got der bauch135, nit Christus ware, die das ir, nit das Jesu
Christi [Phil 2,21], suchten, welche sich aber zu christlicher gemein umb Christus

127. Vertraute; vgl. Jo 2,23.
128. Genügendes Verständnis.
129. Dennoch.
130. Herrscherlichen; vgl .Grimm 8, Sp. 392.
131. Jak 2,17.
132. Wo expressis verbis? Die Editio tertia Veneta der Werke Augustins (Venedig 1797) weist
in ihrem Register (Bd. 18) unter »Fides Evangelica« auf Augustins »Liber de fide et operibus«,
cap.8, wo dieser im Blick auf Apg2,38 sagt: »Cur ergo non advertunt quod dictum est, Agite
poenitentiam? Ibi est enim vitae veteris exspoliatio, ut nova induantur qui baptizantur« (Edit.
Venet. 11, 533 e.f.) CSEL 41, S.49.
133. Vorteil.
134. Scheu erregend; vgl .Grimm 8, Sp.2625.
135. Vgl.Phil 3,19.
 
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