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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0331
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

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auch diser seiner meinung gute argument herfür, das sant Paulus die epistel zun
Römeren geschriben habe, als er das lest mal gohn Jerusalem4 wolte, da er auch
gefangen und uber zwey jar |K2b| gefäncklich gohn Rom geschicket worden
ist500. Also, das eygentlich zu vermuten, das die epistel zun Römern gohn Rom
komen sey zun zeyten Claudii, in der zeyt, da S. Peter schon zu Rom solle gewesen
und der kirchen daselbet als ein Bischoff vorgwesen sein, und wirt S. Peters aber in
diser epist[el] gar nichs gedacht501. Obwol kein epistel under allen epistolen Pauli
ist, in deren der Apostel mehr mit namen grüsset, dann er bey 26 personen mit
namen meldet502, die er lasset grüssen, und dasselbig mit angehengtem lobe und
befelhen iren vilen, die in der kirchen trewlich gethon503 haben. Wer kan nun
glauben, das auff die zeyt Petrus zu Rom sey Bischoff gewesen, und solte sein
S. Paulus under so vilen, die er grüssen lasset, mit eim wort nit gedencken?
Weytter hat der heylig Paulus auch von Rom geschriben fünff epistolen, die
epistel zun Ephesern, Philippern, Collossern, die anderen zum Timotheo, zum
Philemon, die kriechen zelen disen zu auch die ad Galatas, und das ist auch auß
vilen anzeygen wol vermütlich504. Nun in disen Epistolen allen, in denen er doch
immer etlicher brüder gedencket, thut er nit allein kein meldung von S. Peter,
sonder schreibt in deren zum Timotheo, das in seiner ersten verantwurt505 nie-
mand bey im gestanden sey, sonder heben in alle verlassen506, das ist aber nun von
S.Peter der zeyt nemlich nit zu gedencken, wie ist er dann auff die zeyt zu Rom
gewesen? Uber dises alles, so meldet S. Paulus in der epistel zun Galatern, das er
nach xvii jaren, demnach507 er hat angefangen, unseren Herren Jesum zu predigen,
zu Jerusalem bey dem Petro, Jacobo und Johanne gewesen sey, und schreibt, das
Petrus der zeyt als ein Apostel der beschneydung gehalten sey, gedencket des
Bistumbs zu Rom mit einem wort nicht508. Nun wirdt diß nahe gewesen sein umb
das neund jar Claudii, das ist, bey acht jaren nach dem, das S. Peter gohn | K 3 a |
Rom, wie Eusebius schreibt, solle kommen sein und die kirch daselbet als ein
Bischoff geregiert haben, wie will sich nun diß zusamenreimen? Dann ob man
schon sagen wolte, Sant Peter were dazumal von Rom wider gohn Jerusalem
gezogen, als ewer Eck schreibet509, so solte er aber doch als ein Bischoff zu Rom

a) Jerusarusalem.
500. Commentarius in epist. ad Romanos, arg. I; hom. 30, 1f.; MSG 60, Sp.392f. 661-663.
501. Überhaupt nicht erwähnt.
502. Vgl.Ro 16; namentlich genannt werden 25 Personen.
503. Gewirkt.
504. Joh. Chrysostomus: Commentarius in epist. ad Romanos, arg. I, nennt als die von Rom aus
geschriebenen Briefe die an die Philipper, Hebräer, den zweiten an Timotheus, dazu die an
Philemon und die Kolosser. Den Epheserbrief erwähnt er überhaupt nicht, den Galaterbrief
datiert er in die Zeit vor dem Rom-Aufenthalt des Apostels; MSG 60, Sp. 393.
505. Verhör, in dem er sich zu verantworten hatte.
506. Vgl. 2 Tim 4,16.
507. Nachdem.
508. Vgl.Gal 1,18; 2,1-10.
509. Enchiridion locorvm, Bl. 20(D6)a: [Petrus] fuit quinque annis in Ponto et Asia, septem in
 
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