Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0361
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

357

Es solle ja nieman, der in einer gemein ist, für sich enderen, das solliche gemein
gesetzt und geordnet hat, solang er in sollicher gemein sein wille. Wo aber ein
statt oder ein gemein, die ein fürsten hat, dem sie zu ghorsamen schuldig, liesse
etwas mißbrüch einreissen wider das offenlich verbot des fürsten oder setzet
gleich791| O4b | etwas mit gemeinem gehelle792, das wider den fürsten were,
welcher dann in der gemein solichs zum ersten endret, der thäte am rechtisten.
Also, do der barmhertzig Got, unser hymmlischer vatter, im sey ewigs lob, uns
sein heyligs Evangeli so hell und klar mitgeteylet hat, haben wir demselbigen nach
alles bey uns sollen anrichten under dem nieman ansehen. Wir sind ye793 Christi,
unsers Herren, der hat uns theur erkaufet [I Kor 7,23], so solle uns dazu, das wir im
geleben, alles in hymmel und erden behülflich sein, nichs dran hinderen. Es ist in
dem fall alles unser, auch S. Peter selb und die gantze welt, 1.Cor. 3 [21 f.]. Die
ware kirch Christi und ire ware diener werden fürwar in dem ab uns794 nichs zu
klagen haben, dann wir uns allweg in doppel straffe begeben, wa wir etwas ge-
enderet haben, anders dann nach gewisser außweisung der heyligen schrifft, die
ye solle aller anderen leren, gesatzen, breuchen und ordnungen einige richtschnur
sein. Wem schadet doch, das wir gern wolten Christo, unserem einigen Herren
und haupt, gehorsamen? Dozu hat man nun etlich hundert jar noch795 reformation
der kirchen geschruwen796, aber nit allein umbsunst, sonder ist immer erger
worden.
Gotp.: Ir erbieten euch hoch, wann wir aber euch schon wolten also in diser
ewer fürgenomnen ungleicheyt christlicher breuchen dulden, so duldet doch ir uns
nit und wolt mit uns keine gemeinschafft haben.
Goth.: Alle, die unseren Herren Jesum anrüffen und mit der that den glauben
nit verleugnen, sollen uns alle liebe, theure brüder sein, mit denen wir, sovil an uns,
im Herren alles gemein haben wöllen, wie es joch797 sunst umb sie stande, mit was
brechen798 oder irthumb sie noch behencket799 seyen.
Gotprächt: Ir fliehet doch unsere messen und Gotsdienst?
Goth.: Im Herren, hab ich gesagt, wöllen wir mit euch gemeinschafft haben, das
ist, in Christlicher lere und leben, die ceremonien, die in so schweren | O 5 a | miß-
braucho kommen seind, müssen wir meiden, dieweil wir soliches nun, Gott sey
o) Auf Bl.O4b unten: mißbreuch.
791. Würde geradezu etwas beschließen ...
792. Zustimmung.
793. Doch.
794. Unsertwegen.
795. Nach.
796. Geschrien. Zu den ersten, großen Kritikern der bestehenden Kirche gehören Joachim von
Fiore (gest. 1201/2) und Franz von Assisi (gest. 1226). Über sie und die geschichtliche Entwick-
lung des Reformationsgedankens überhaupt vgl. K. Burdach: Reformation, Renaissance, Huma-
nismus, zwei Abhandlungen über die Grundlage moderner Bildung und Sprachkunst. 1926.
Nachdruck. Darmstadt 1963.
797. Auch immer.
798. Gebrechen, Mangel.
799. Behaftet.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften